Café Cartese

Während meiner Studienzeit folgte ich auf digitalen wie analogen Ordnern strikt einem genau definierten System von Kurzbezeichnungen für Lehrveranstaltungen. Sie setzten sich aus den Anfangsbuchstaben aller Wörter im offiziellen Titel der jeweiligen Lehrveranstaltung zusammen, mit Ausnahme von Präpositionen, Artikeln, Relativpronomen und Konjunktionen. ((Das sind auch die Wörter, die ich in englischen Titeln nicht großschreibe, seit mir eine befreundete Anglistin diese Liste zu meiner großen Freude einmal lieferte. Ich nenne es die PARK-Regel.)) Das hässlichste so entstandene Kürzel ist UNLPFLASLL (Using Natural Language Processing to Foster Language Awareness in Second Language Learning), das schönste CAFE (Computational Approaches to Functional Elements). Auch hübsch: CARTESE (Computational Approaches to Recognizing Textual Entailment and Semantic Equivalence).

5 Gedanken zu „Café Cartese

  1. Erbloggtes

    Gibt es eine vollständige Wortliste der in Titeln nicht groß zu schreibenden Wörter? Nee, kann nicht sein. Habe doch irgendwann mal gelesen, das erste und das letzte Wort eines Titels würden immer groß geschrieben. Bei Veranstaltungstiteln mag das unproblematisch sein, aber in der Popmusik können da ganz schön komische Wörter am Anfang oder Ende von Titeln stehen. (Und: Auf den Tonträgern werden meist Versalien verwendet, was die Regelbeherrschung, welche Versalie denn nun groß ist, zu Insiderwissen macht.)

    Immerhin sind die Computerlinguisten offenbar noch nicht so weit, absichtlich alle Veranstaltungstitel so zu erzeugen, dass sich sprechende Akronyme ergeben.

  2. Kilian Evang Beitragsautor

    Gibt es eine vollständige Wortliste der in Titeln nicht groß zu schreibenden Wörter?

    Nach „meiner“ Regel schon, denn die vier genannten Wortarten sind closed class, nehmen also nur sehr selten neue Mitglieder auf, gewissen Bemühungen, neue Konjunktionen zu erfinden, zum Trotze.

    (Und: Auf den Tonträgern werden meist Versalien verwendet, was die Regelbeherrschung, welche Versalie denn nun groß ist, zu Insiderwissen macht.)

    Was ich auch häufig sehe, z.B. in Online-Musikdatenbanken, ist, dass restlos alle Wörter groß geschrieben werden.

    Immerhin sind die Computerlinguisten offenbar noch nicht so weit, absichtlich alle Veranstaltungstitel so zu erzeugen, dass sich sprechende Akronyme ergeben.

    Ich wäre schon so weit, aber mich fragt ja keiner. ;-)

  3. Erbloggtes

    Alle Anfangsbuchstaben groß schreiben ist die simple (leicht automatisierbare) Variante, um von Versalien zu einer einigermaßen passenden Titelauszeichnung überzugehen. Hier gibt’s mehr zum Thema:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Namenskonventionen#Schreibweise_fremdsprachiger_Titel
    http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Manual_of_Style_%28capital_letters%29#Composition_titles

    Das sind teilweise ziemlich lustige Regeln und Ausnahmeregeln. Besonders gut gefällt mir die 5-Buchstaben-Regel. Die muss irgendetwas mit der Magie der four-letter words zu tun haben:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Four-letter_word

  4. Kilian Evang Beitragsautor

    Faszinierend! Lautdenk: Vielleicht sollte ich meine Praxis, die Kapitalisierung auch auf Titel einzelner Abschnitte und Slides anzuwenden, überdenken. Das sind ja keine „Compositions“ in dem Sinne.

  5. Bianka Bloecker

    … na vielen Dank auch: jetzt hab ich die nächste Marotte und durchforste alle Zeitungsüberschriften nach CAFE und anderen Schönheiten :-)

    Und das Captcha – entzückend!
    Bianka

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