Archiv der Kategorie: Schule und Studium

Nachhaltigkeit

Ein Schwank aus meinem Berufsleben: Ein linguistisches Korpus ist eine Sammlung von Texten bzw. Transkriptionen gesprochener Sprache, die zusammengestellt wurde, um daran Sprache(n) zu erforschen. Zu so einem Korpus gehören üblicherweise nicht nur die Texte/Transkriptionen selbst, sondern auch Annotation (Angaben zu Wortarten, syntaktischer Struktur, Betonung, Akzent und was weiß ich) und eine Menge Metadaten, d.h.: Wie heißt das Korpus, wer hat es wann zusammengestellt, wo, wie und wann wurden die Daten erhoben? 1969 in einem togolesischen Dorf oder 1984 in einem Leipziger Sprachlabor? Will man diese Metadaten so aufbewahren, dass Linguisten auch noch in zehn Jahren vernünftig damit arbeiten können, ist man gut beraten, nicht einfach „Deutschland“ oder „Nordkorea“ zu schreiben, weil sich Grenzen, Namen und Existenzen von Staaten ja alleweil ändern. Eine Möglichkeit, den Ort der Datenerhebung eindeutig festzuhalten, wären geografische Koordinaten. Will man allerdings die Metadaten so aufbewahren, dass Linguisten auch noch in tausend Jahren vernünftig damit arbeiten können, reicht auch das nicht, weil: Kontinentaldrift! Zum Glück gibt es auch für die Zeitachse standardisierte Koordinatensysteme.

Denkmal

Jüdisches Denkmal
Foto: Bodo

Zum Gedenken an die Novemberpogrome gastierte in den letzten Tagen dieses jüdische Denkmal in unserer Schule. Wir dachten zuerst, das wäre Abfall von der Baustelle und wollten die bemoosten Steine als Requisiten für unser Theaterstück „Die letzte Welt“ (nach dem gleichnamigen Roman von Christoph Ransmayr) stehlen. Das wäre ja mal ein greller Fauxpas gewesen!

Vormittagsbeschäftigungen

Schnellen Schrittes das Stolpern über ein Staubsaugerkabel verweigernd entnahm ich der Wand heute Morgen erstmal eine Steckdose. Später ging ich zur Schule und hörte mir die üblichen widersprüchlichen Wünsche meiner Französischlehrerin an: „J’espère que vous avez bien passé les vacances… peut-être que vous avez un peu révisé du vocabulaire…“

Wie man sich beschäftigt…

Corinna feilt an einer Portraitzeichnung. Malik schreibt eine Kurzgeschichte. Ich memoriere eine Lügengeschichte. Zumeist sitzende, alles schweigende Tätigkeiten. Und das veranlasst den gerade eintretenden Andi zu der Bemerkung: „Ihr bietet ein unglaubliches Bild der Langeweile!“ Oh Herr, schleudere Blitze vom Himmel wider diese Oberflächlichkeit! Dass hier keine Langeweile, sondern das Gegenteil herrscht, kann man doch sogar mit den Augen sehen, ohne groß sein Hirn anzustrengen. Andi, weißt du nicht, wie gelangweilte Menschen aussehen? In der Regel ja doch eher so wie die Typen oben, die mit halboffenen Mündern auf dem Sofa hängen, sehr lauter und sehr schlechter Musik sowie sehr viel Alkohol ausgesetzt sind und sich einbilden, sich zu amüsieren. Da, wo „was los ist“, wie Mireille sagte. Wo Langeweile nicht beseitigt, sondern narkotisiert wird. Und bei uns, bei uns kreativ Tätigen! „is ja nix los. Das is ja doof.“ Verkehrter kann man nicht denken.

Digikäm

Kollege Everts freut sich auf die bevorstehende Fahrt in die Toskana. Er hat vor, einen der begleitenden Lehrer in kompromittierenden Situationen zu erwischen: „Ey! Ich hab ne Digicam, da kann ich alles festhalten!“

Digicams? Sind das nicht diese Geräte, die
a) eine halbe Minute zum Einschalten brauchen,
b) zwischen zwei Fotos zehn Sekunden brauchen und
c) fünftausend manuelle Einstellmöglichkeiten haben, die man anhand ganz fukeliger Knöpfe und langsamer Menüs auch nutzen muss, damit das Foto nicht total scheiße aussieht?

Doch, ich glaube schon. Perfekt geeignet für Schnappschüsse also, vorausgesetzt, die Raumtemperatur sinkt innerhalb von einer Sekunde um ca. 100° C. Kollege Everts bräuchte also eine Eiskanone, wie Mr. Freeze in Batman & Robin… die Dinger sollten Digitalkameras eigentlich grundsätzlich beigelegt werden.

Ich habe noch einen weiteren Weltverbesserungsvorschlag. Er betrifft Bauarbeiter. Denen fällt ja manchmal das Walkie-Talkie in die Betonmischmaschine oder so… und dann müssen sie brüllend kommunizieren. Das ist nicht sehr schön anzuhören. Alle Bauarbeiter sollten sich deshalb weiterbilden und das Jodeldiplom machen! Das Jodeln eignet sich ja hervorragend, um auch unter schwierigen akustischen Bedingungen (über Entfernungen, bei Lärm etc.) Informationen auszutauschen. Man müsste natürlich einen speziellen Jodelcode entwickeln, der auf baustellenspezifische Kommunikation ausgerichtet ist. Dann würde die Düsseldorfer Innenstadt richtig Alpenflair bekommen. Denn man kann hier ja keine Semmel in die Gegend werfen, ohne mindestens drei Großbaustellen zu treffen.

Facharbeits-Themen

„Schreibt mal einige Themen auf, die ihr euch vorstellen könnt.“

  • Interpretation eines ästhetisch geformten Textes… mir wird da in Kürze einer vorschweben
  • Das Tabu der Schulmathematik: Division durch Null (Skandal! Crime! Tabubruch! Revolution! Eklat!)
  • Voll verschärft: Methoden zur annähernden Bestimmung von π
  • Meta-Facharbeit: Facharbeiten im Wandel der Zeit
  • Zusammenhänge zwischen den nattifftoffischen Erbfolgerempeleien und der Darstellung der zamonischen Dreiflügelbiene in der atlantischen Wachsmalerei des 14. Jarhunderts im Spiegel des Kochrezeptewerkes von Hildegunst von Mythenmetz
  • Nomadische Urbanistik
  • Die wachsende Verbreitung falscher Apostrophe im Deutschen
  • Zufällige Wortbildungen bei lebenspartnerschaftlich bedingten Doppelnamen
  • Diverse gesellschaftliche Missstände
  • Schulhof- und Kindergartenreime: Welcher Infrastruktur bedienen sich diese kleinen Monster, um Lyrik der Sorte „Selber, selber, lachen alle Kälber, lacht der ganze Hof, und du bist doof!“ bundesweite Verbreitung finden zu lassen?