Auch ich habe jetzt den ersten Teil von Martha Wells’ Murderbot-Reihe gelesen gehört, die ich in den sozialen Medien immer wieder viel Liebe hatte erfahren sehen. Auch mir hat All Systems Red sehr gut gefallen. Was macht es so besonders?
Für mich ist es zunächst mal die schnörkellose Art des Weltenbaus, den Wells betreibt. Die Handlung geht sofort los; das Universum, in dem sie spielt, ist zunächst eine weiße Karte. Während wir den Figuren und ihrem Abenteuer folgen, füllt sie sich allmählich mit den groben Zügen: Wir befinden uns in einer hoch technisierten interplanetaren Gemeinschaft von Firmen und politischen Entitäten, in der es kapitalistisch und teilweise korrupt, aber im Großen und Ganzen auch rechtsstaatlich und friedlich zuzugehen scheint. Es gibt viele unbewohnte Planeten, die von Forschunsgteams nach und nach entdeckt und wirtschaftlich erschlossen werden. Den Zugang zu solchen Forschungsmissionen kontrolliert eine kolossale Entität, die nur als »Company« bezeichnet wird. Es gibt Menschen, augmentierte Menschen (Cyborgs) und künstliche Lebensformen, die als Bots, Constructs oder Units bezeichnet werden. Das Erzähly ist eins dieser Constructs.
Die Welt bzw. ihre Darstellung im Text nervt nicht mit Details, sondern folgt einer minimalistischen Ästhetik wie in einem nicht so grafiklastigen Computerspiel. Es gibt kaum Beschreibungen von Landschaften oder dem Äußeren von Figuren. Es gibt außer für die Protagonist*innen nicht viele Namen, und die, die es gibt, sind schematisch (Company) oder wirken wie zufallsgenerierte Codes (DeltFall, GrayCris). Nichts steht dem Genuss der Handlung und vor allem des inneren Monologs des Erzählys im Wege, das als SecUnit eine Gruppe von Forschenden unterstützt, die auf ihrer Mission in Lebensgefahr geraten und dann eine finstere Machenschaft aufdecken.
Das zweite bestrickende Merkmal des Romans ist die soziale Utopie, die er ganz selbstverständlich voraussetzt. Die menschlichen Protagonistys, die Mitglieder des Forschungsteams, leben in unpatriarchalen Strukturen und in polyamoren Beziehungen, gehen durch die Bank professionell, lieb, wertschätzend und konstruktiv miteinander um und sind dabei höchst effektiv im Kampf gegen das Böse – wie ein modernisiertes Star Trek. Kein Wunder, dass das in meiner Bubble gut ankommt. Teil 2 habe ich mir schon runtergeladen.