Manchmal stelle ich mir vor, wie ich eine Rakete in einen Glockenturm schieße und die Glocken ein letztes Mal KLÄNG machen. Es ist eine schöne Vorstellung. Während eines Meetings hat mich heute mal wieder das Glockenspiel im Turm des Hauptgebäudes der Universität Groningen schier wahnsinnig gemacht. Und das ist das wohlklingende der beiden Carillons in der Groninger Innenstadt. Es gibt da auch noch das in der Martinikirche, neben dem zu wohnen ich mir ungeschickterweise ausgesucht habe. Zwei- oder dreimal pro Woche greift der Stadtglockenspieler am Vormittag eine ganze Stunde lang in seine Tasten. Zudem wird es jeden Tag von früh bis spät viermal pro Stunde von einer Mechanik betätigt und spielt zu jeder Viertelstunde eine andere Melodie, beim frühmorgendlichen Erstspiel sogar alle vier hintereinander. Die Häufigkeit zeugt von großem Stolz aufseiten der Groninger und von Vertrauen in die Qualität der Darbietung, wie es weniger gerechtfertigt nicht sein könnte. Das Carillon klingt furchtbar blechern und für mein Gefühl ist keine der Glocken näher als einen Achtelton am intendierten. Vollends grotesk wird es bei starkem Wind, wenn nur noch ein stark verzerrter Experimentalhorrorfilmsoundtrack dabei herauskommt. Zerdrösche man das Carillon, würde Groningen in musikalischer Hinsicht auf einen Schlag fünfmal kultivierter.
Das Zerdreschen von Musikinstrumenten (4)
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