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Vom Heißen

Ein Rant aus dem Jahr 2004

Wenn man Elter wird, sollte man nicht geizig sein und dem Kind schon auch einen zweiten Vornamen geben. Einen zweiten Vornamen kann man im Leben immer gut brauchen: Als Gesprächsthema und Anlass zum Amüsieren in geselliger Runde; als Ausweichmöglichkeit, wenn man das Pech hat, Horst zu heißen; um sich nach dem middle-name-first-street-Prinzip schnell und einfach einen Bühnennamen stricken zu können oder um Briefköpfe, Absenderfelder und Visitenkarten mit einem groovigen, dekorativen Mittel-Initial zu schmücken.

Zweite Vornamen gehören aber nicht auf Geburtsanzeigen, Taufeinladungen und dergleichen! Die freudige Nachricht vom Elternglück im Bekanntenkreis sollte als Erstinformation den Vornamen (und damit meine ich den ersten), den Nachnamen und ein Foto enthalten. Wenn Wert darauf gelegt wird, dürfen auch Audioaufnahmen erster Lebensäußerungen (per E-Mail als MP3-Datei) und die Maße des Bündels dabei sein. Ich will aber nicht mit der ganzen Batterie der Namen konfrontiert werden, die auf dem Standesamt eingetragen werden, später im Ausweis stehen und dem Wohl des Kindes dienen sollen, nicht der Verwirrung der Umwelt. Bei den ganzen Jona Benedicts, Nora Fabiennes und Robert Simeons, die auf einen niederprasseln, wird man ja ganz wirr im Kopf, was soll das?

Ein Vorname pro Name ist für jeden Menschen erst mal gut genug, um durchs Leben zu kommen. Erst auf Anfrage oder bei Bedarf, wie in den oben beschriebenen Fällen, ist der zweite Vorname hervorzuzaubern. Wenn nicht einmal die Eltern selbst sich für einen Haupt-Vornamen entscheiden können und über ihr Kind ständig als Tom Noah reden (wie es der geburtsanzeigengeschädigte Bekanntenkreis ohnehin zunächst einmal tut), wirkt das unbeholfen. Halten sie den ausgesuchten Erstnamen allein nicht für gut genug? Meinen sie, mit zwei Vornamen sei man auch gleich etwas Besseres, wenn sie nur immer schön alle genannt werden? Konnten sie sich nicht auf einen Namen einigen? Oder lässt gar der künstlerische Anspruch der Kombination beider Namen ein Auseinanderreißen nicht zu? Wäre es ein Schlag ins Gesicht des elterlichen Genies, nur einen zu verwenden? Dünkelhaft. Unsouverän. Albern.

Wie aber soll das Kind überhaupt heißen? Im evangelischen, bildungsbürgerlichen Umfeld ist meist etwas Biblisches und etwas etwas Ausgefalleneres dabei. Es muss gar nicht gleich Gerlindis oder Ubbo sein; es reicht schön, aufmerksam möglichst aktuelle Vornamenshitlisten zu studieren und die dort auftauchenden Namen zu meiden. Der männliche Teil meines Jahrgangs zum Beispiel besteht ungefähr zur Hälfte aus Alexanders; so zu heißen, ist die sicherste Methode, um von allen nur mit Nachnamen angeredet zu werden. Vielleicht ist es wichtig, seinen Kindern völlig ausgefallene Namen, die kein Schwein kennt, zu ersparen – viel wichtiger ist es allerdings, ihnen generationsinterne Allerweltsnamen zu ersparen. Natürlich wird man sein Kind auch nicht so nennen wollen, wie die Hälfte all derer heißt, die man selber kennt.

Meine Eltern haben Souveränität bewiesen und mich sehr selbstbewusst einfach Kilian genannt. Einen zweiten Vornamen haben sie mir leider vorenthalten. Ansonsten heiße ich gut – ungewöhnlicher Vorname, noch etwas ungewöhnlicherer Nachname, da fällt es auch nicht so ins Gewicht, dass mir das Mittel-Initial versagt bleibt. Länge und Laut-Buchstaben-Zuordnung meines Namens sind geistesgesund und bewahren mich weitgehend vor endlosem Buchstabieren und Korrigieren. Nur mit der Reihenfolge gibt’s manchmal Probleme, da Kilian vielen nur als Nachname vertraut ist. Muss ich hier auch von Zeit zu Zeit gegen Fehler zu Felde ziehen, so nehme ich dies Schicksal demutsvoll an.

Wortschätzchen (2)

Was bisher geschah: Wortschätzchen

Berta war mit dem Memoziped nach Hause gefahren, um den Zeitgeiern zu entgehen, die an der Uni auf extravakanten Posten lauerten. Hier konnte sie ungestörter an ihrer Dessertation arbeiten. Sie streute etwas Hydrosilie auf den Gräuelbraten und schaute nach dem Senfspeiseeis in all its categlory. Es war schon spät, der Unruhu rief. Berta trank eine Stahlbrause gegen die Keltenkälte. Sie musste an Matthias denken. Diese Sprachbremse hatte auf ihrer Hämepage vierdeutige Bemerkungen gemacht, die Berta für eindeutig gegensächlich hielt. Aber das war nebensätzlich. Für solche Möchtegern-Albinos hatte sie eh nur Krötenschnörkel übrig.

Feier des Lebens III

Über mein Gemälde Feier des Lebens sagte ich ja einst:

Wie gesagt, es ist zum Glück leider nicht erhalten. Ich habe allerdings noch das abstrakte Bild, in dem ich nach dem nächtlichen Fertigmalen von Feier des Lebens meinen Frust sublimierte: V for Violence (2003, Abtönfarben und Folie auf Karton, 59,4 cm x 42 cm) in Wuppertal herumliegen.

Und so ist es auch: