Eigen-aardig

Paulien Cornelisse ist so etwas wie der niederländische Bastian Sick, aber in witzig, klug und vielseitig. Die Lektüre ihres Buches Taal is zeg maar echt mijn ding (Sprache ist sag mal so echt mein Ding) hat mich sehr unterhalten, gebildet und mal wieder darin bestätigt, wie ähnlich sich Niederländer/innen und Deutsche in vielen sprachlichen und anderen Befindlichkeiten sind.

Sie schreibt zum Beispiel: „Ich finde, es ist vor allem furchtbar niederländisch, ständig zu rufen: ,Das ist sooo niederländisch!‘“ Phänomen bekannt, oder?

Oder ihre unter der hier geklauten Überschrift getätigten Ausführungen zu onzinetymologie (Quatschetymologie), die ich einst als pastor/inn/entypisch charakterisierte, Cornelisse aber eher der New-Age-Ecke zuschreibt (auch sehr plausibel). Quatschetymologie liegt nach ihrer Definition vor, wenn man „eine Erklärung über den Ursprung eines Wortes gibt, die nicht stimmt, einem aber gut in den Kram passt.“

So höre man sich Leute nicht nur als een echtpaar (ein Ehepaar) bezeichnen, sondern auch als een echt paar (ein echtes Paar). Oder behaupten, Bio sei notwendigerweise logisch, weil in biologisch das Wort logisch schon drinstecke. Oder eine, die eigenaardig (eigenartig) gefunden wird, damit trösten, dass eine Jede auf ihre eigen (eigene) Weise aardig (nett) sei. Oder jemanden, der zachtmoedig (sanftmütig) ist, loben, weil man, um zacht (sanft) zu sein, moedig (mutig) sein müsse. Oder die ultimative Begründung dafür liefern, dass Geben besser ist als Nehmen: nemen fängt mit nee an. Eine von Cornelisses entzückenden Cartoonfiguren gibt schließlich zu bedenken: „Ja, aber denke daran: liefde (Liebe) ist ein werkwoord (Verb), ne. Ein werk-woord (Arbeits-Wort).“ Besser kann man das Facepalm-Potenzial von Quatschetymologie nicht illustrieren.

Ein Gedanke zu „Eigen-aardig

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