Jedes Mal, wenn X, dann Y

Oh, ein Stürmchen der Empörung über einen Tweet von Mario Sixtus:

Für jeden Hamburger, der heute nicht wählen geht, stirbt ein Libyer.

Kann man die Empörung verstehen? Zuerst einmal: Was meint Sixtus überhaupt? Das Baumuster seines Tweets ist mir in letzter Zeit auf Twitter häufiger begegnet, es geht so: „Für jede/n/s X passiert Y.“ Oder so: „Jedes Mal, wenn X, dann Y.“ Oder so: „Immer, wenn X, dann Y.“

In solchen Witzen geht es immer um einen Konflikt. Zwischen zwei Gruppen von Menschen A und B mit unterschiedlichen Weltanschauungen, Meinungen oder ästhetischen Präferenzen. Bei Sixtus sind A die Leute, die dafür sind, dass es Demokratie gibt und die es wichtig finden, dass man zur Wahl geht. B sind die Leute, die gegen Demokratie sind und die libysche Demonstranten erschossen sehen wollen. Aus der Sicht von A sind X und Y zu verurteilen, aus der Sicht von B zu begrüßen. Allerdings ist Y ein wesentlich drastischeres Ereignis als X, und so kann man vermuten, dass es zwischen A und B eine ganze Reihe Leute gibt, die sich an X nicht stoßen, Y aber ganz schrecklich finden. Die Jedes-Mal-Witze haben die Funktion zu polarisieren, indem sie diesen Meinungen in der Mitte die Existenz oder die Legitimation in Abrede stellen. Und ich denke, daher kommt ein großer Teil der Empörung über Sixtus: Hamburger Nichtwähler und Nichtwählersympathisanten sehen sich mit einem mörderischen Unrechtsregime in eine Ecke gestellt.

Eine andere Form des Jedes-Mal-Witzes scheint mir weniger anklagend als schadenfroh zu sein, hier @mplusk_:

Jedesmal, wenn jemand „Klickibunti“ sagt, stirbt irgendwo das kleine Kätzchen eines Programmierers.

Und dann gibt es noch die Variante, wo X und Y von unterschiedlichen Gruppen als schlecht empfunden werden und Y somit weniger als eine extrem verstärkte Form von X, sondern als eine Art göttliche Strafe für X erscheint, hier @manu_aw:

Jedesmal wenn irgendwo ein lustiger Babystimmenhandyklingelton ertönt, fällt woanders ein Mobilfunksendeturm um.

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