Kein schöner Land

Immer wieder ertappe ich mich dabei, nach dem nächsten Punkt Ausschau zu halten, unsteter Leser, der ich bin, um mal eben aufs Klo zu gehen, etwas zu knabbern zu holen oder den Techno leiser zu machen, der eben nach dem Willen der Zufallswiedergabeliste Vivaldis Windkonzert abgelöst hat, doch er kommt nicht, erst am Ende des aktuellen Kapitels von Elke Heidenreichs Satire Kein schöner Land kann man darauf hoffen, weshalb man dann doch ziemlich lange am Stück bei der Stange bleibt und genießt, wie einfallsreich und komisch – ich zitiere nur eine willkürlich herausgegriffene Preziose: „die Leute sind a neuerdings alle so verrückt auf Natur, als ob die auch schon groß was einbringt mit ihrer ewig faden Blüherei“ – das Leben von Neu-MdB Robert Riedinger im Spannungsfeld anstrengender Familienmitglieder, denn sie klauen und bändeln mit Nazis an und sind schwul und verhökern alle Möbel für ein neues Lebensgefühl und Yoga und wollen den Scheißstaat aus den Angeln heben, und eines seinen Assisenten zum Vergnügen des Lesers herrlich schurigelnden Finanziers mit Stahl-Ellebogen geschildert wird, wie auch ich mich nach diesem kurz zwischendurch geschriebenen Eintrag wieder für längere Zeit in den Fluss der Kommata einfädeln werde, worauf ich mich schon jetzt – 30 Sekunden vor dem Klick auf „Veröffentlichen“ und 60 Sekunden vor der Wiederaufnahme der Lektüre – freue.

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