Archiv der Kategorie: Leben

Kontrolliertes Wunder

Ganz, ganz früher habe ich mal die Schnittzeichnung eines Traktors angefertigt. Der Motor war ein perpetuum mobile, überprüfte jedoch stets mit einem Fühler die Tankfüllung und blieb stehen, wenn der Tank leer war.

Geschenke müssen rappeln

Rappel-CD (klein)Mein Bruder schenkte mir einmal einen Animationsfilm. In den Scharnierkantenhohlraum der CD-Hülle hatte er Softair-Munition gelegt, denn er fand, Geschenke müssen rappeln. Tja, wir sind mit Lego aufgewachsen, wie auch O., der neulich zustimmte: „I was always pissed when my presents didn’t rattle appropriately.“ Vor dieser Formulierung möchte ich niederknien.

Pott

Ich komme aus Düsseldorf, das von Ortsfremden häufig „dem Pott“, also dem Kohlenpott, also dem Ruhrgebiet, zugeschlagen wird. Ganz unbegründet ist das nicht – Düsseldorf stößt direkt an des Ruhrgebietes Südkante und war der gleichen Industrialisierungswelle ausgesetzt, die das kohlenreiche Ruhrgebiet zu dem machte, wofür es bekannt ist. Dies allerdings insbesondere auch, was die weißkragigen Aspekte angeht (Verwaltungen von Thyssen, Krupp, Mannesmann, Wirtschaftsverbände, Messen) – man sprach vom „Schreibtisch des Ruhrgebiets“.

Mir gefällt enorm, was das Ruhrgebiet in den letzten Jahren aus sich gemacht hat. Letztens war ich mal wieder im Landschaftspark Duisburg-Nord, bei dem tausend Bilder mehr sagen als ein paar Worte, gestern dann spazierte ich durch Oberhausen, an einer Turbinenhalle und einem Gasometer vorbei, die immer noch so heißen, obwohl dort jetzt abgedancet bzw. Kunst ausgestellt wird. Mein Ziel war diesmal nicht so industriehistorisch angehaucht, es war das Schloss Oberhausen mit der Ausstellung Deix in the City, die Werkschau einer wohl ganz großen Nummer im Malen menschlicher Schwächen.

Mir kommt es so vor: Manfred Deix‘ Karikaturen übertreiben die Realität und schaffen es dabei fast immer, nicht nur die Zustände zu verspotten, sondern auch die, die sich über die Zustände aufregen. Und zwar heftig. Immer hat man das Gefühl „Huch, wen wollte er damit letztlich aufspießen?“ Diese Doppelbödigkeit fand ich beachtlich, ansonsten fand ich’s soso lala, ein Humor, den seine Derbheit nicht immer zu voller Blüte treibt.

Wollte ich also eine Chance haben, am selben Tage noch richtig begeistert zu werden, müsste ich eine weitere Ausstellung besuchen, und ich wählte Radical Advertising im Düsseldorfer NRW-Forum. „Erwarten Sie bitte keine besonders originelle oder aufwändige Werbung“, wurde sinngemäß gewarnt, aber leider erst nach dem Eintritt. „Hier geht es um systemverändernde Werbung.“ Inwiefern die gezeigte Werbung systemverändernd war, erschloss sich mir nicht. Im ersten Teil gab es einzelne Beispiele für Guerilla- und virales Marketing – hier hat es ein Museum schwer, einen besseren Überblick zu verschaffen als z.B. scaryideas oder YouTube. Von einem radikalen Paradigmenwechsel, der der zeitgenössischen Werbung im Geleittext großspurig bescheinigt wird, ist jedenfalls nichts zu sehen. Dafür unterscheiden sich in Haltestellenwände eingelassene Riesensandalen dann doch nicht genug von Plakaten und zieht es nicht weit genuke Kreise, wenn ein Baumarkt sich mal den Spaß erlaubt, einen Netzkult um einen fiktiven Stuntman auszulösen.

Auch im zweiten Teil kein Paradigmenwechsel, jedenfalls kein kontemporärer: Gezeigt wird Schockwerbung (Benetton, natürlich, und Diesel) aus längst vergangenen Jahrzehnten. Mag ja sein, dass das damals systemverändernd war, aber irre ich, oder ist die Ironie in der Werbung eine Randerscheinung geblieben? Als drittes Thema ein bisschen Adbusting.

Insgesamt habe ich mich von diesem Sonntag denn aber doch gut unterhalten gefühlt. :-)

Katzensprunk

Katze im HolzlagerEeeeeeeerie: Vor einer Minute trifft eine E-Mail von Aleks ein, in der dieser etwas von einem „Katzensprunk“ schreibt. Ich amüsiere mich und spreche das Wort laut aus, gucke aus dem Fenster und genau in diesem Moment sehe ich die schwarz-weiße Nachbarskatze auf den Dachboden des Holzschuppens springen. Da sitzt sie nun.

Erfindungen

Weihnachten. Ich bin in den Schoß der Familie zurückgekehrt und bewundere deren Erfindungen. Mein Bruder hat eine Maschine gebaut, die das erste Level von Snake mit einer Brute-Force-Strategie durchzockt, und mein Vater hat das Problem des dreiwipfligen Weihnachtsbaumes („Wo soll nun der Stern hin?“) kreativ gelöst.

Snake-Zock-Maschine  Christbaumstern

Besitztümer

Ein Text vom 2004-10-19:

Ich führe Zweckehen mit den meisten Gebrauchsgegenständen: Stifte, Kollegblöcke, Notizbücher, Computer, Digitalkamera, Discman, Tesa-Abroller… na ja, man merkt, was ich so brauche, kommt wesentlich aus dem Schreibwaren- oder technischen Bereich. Besonders ans Herz gewachsen sind mir die meisten Gegenstände nicht. Es wäre kein Problem, jeden dieser Gegenstände durch ein anderes Modell zu ersetzen.

Nur wenige Gebrauchsgegenstände liebe ich. Da sind zum Beispiel meine beiden Sonnenbrillen. Die erste habe ich schon seit Ewigkeiten. Sie hat kleine, ovale Gläser und sieht freakig aus. Ein schurkisches Grinsen passt ausgezeichnet zu ihr, und daher lege ich es auch immer auf, wenn irgendwelche Personen mich zum ersten Mal mit ihr sehen und Aufhebens darum machen. Mit Matrix hat die Sonnenbrille immerhin so viel zu tun, dass sie die ganze Welt düster-grün erscheinen lässt. Sehr chic.

Meine andere Sonnenbrille ist eine billige Supermarktplastikbrille. Sie orientiert sich eher am coolen, modernen Design der Generation Matrix/Neo. Was mich für sie einnimmt, ist vor allem die Erinnerung, die ich mit ihr verbinde: Ich kam gerade aus dem Multiplex-Kino Warner Village York (England) und hatte den ausgezeichneten Film „Equilibrium“ gesehen, der sehr zu Recht mit „Matrix meets 1984“ beworben wurde. Es kamen zwar keine Sonnenbrillen darin vor, Martial Arts jedoch aber hallo. Ich war total begeistert von dem spektakulären, am Rande des Abgrunds der Lächerlichkeit wandelnden Finale, in dem Protagonist John Preston mit seiner Gun-Kata die komplette Leibgarde des Diktators wegmäht, ohne selbst mehr als eine stylishe kleine Mundwinkelverletzung einzustecken.

Ich hatte aber auch leichte Kopfschmerzen und eine Busfahrt bis nach York-Acomb vor mir, mit waagerecht scheinender Wintersonne. Also marschierte ich in den nahen Tesco-Supermarkt und kaufte mir schnell eine Sonnenbrille. So war das damals.

Weitere Schoßkinder unter meinen Besitztümern sind meine acht AA-Akkus, die ich in Paaren für Digitalkamera und Discman verwende. Bei Saturn habe ich sie gekauft – ohne Kompromisse: Satte 1800 Milliamperestunden, vom Feinsten, grün und orange, in praktischen Transporttäschchen zu Vieren verpackt. Ich gehe pfleglich mit ihnen um. Nie ins Ladegerät, bevor sie leer sind. Nie wieder raus, bevor sie voll sind. Sie danken es mir, indem sie jedes Mal wieder vor Kraft und Saft strotzen und meine Geräte lange mit Strom versorgen.