Gutes über hervorragende Filme, Folge 2: Das Sams (Ben Verbong, 2001). Grob gesagt eine Verfilmung der ersten drei Bände von Paul Maars zu Recht beliebter Sams-Reihe. Ich hatte diese Bände als Kind mehrfach verschlungen und hätte jeden, der mir prophezeit hätte, der Film werde sie alle drei umfassen und an Handlung vielleicht manches weg-, aber nicht vermissen lassen, skeptisch von der Seite angeschaut. Hätte er dann noch gesagt, die filmische Umsetzung werde vor Eyecandy strotzen, die gesichtslose Stadt, in der Herr Taschenbier wohnt, durch die urige Kulisse Bambergs ersetzen, den schüchternen Niemand in einem beinahe herrschaftlich positionierten Eckhaus unterbringen (aber er ist ja nur Mieter bei der dominanten Frau Rotkohl, passt also), die blasse, schablonenhafte Rechenfirma aus den Büchern durch eine Regenschirmfabrik mit Belastungstestlabor ersetzen und gleichzeitig den Inhalten und Charakteren der Bücher völlig gerecht werden – Christine Urspruch und Ulrich Noethen verkörpern das Sams und Herrn Taschenbier mit Bravour – ich hätte ihm einen Vogel gezeigt. Hätte er mir weiterhin eröffnet, in die 98 Minuten passten außerdem noch die Doppelgänger-Szene aus dem vierten Band (mit Bruno statt Martin Taschenbier und Margarete März statt Tina Holler) und eine wahre Fülle ganz neuer Ideen (Herr Lürcher als Spießer mit Försterhütchen und Tuba, ein im Flugzeug ausgesetztes Sams, Herrn Taschenbiers Tanzeinlage im Restaurant…), hätte ich den Irrenalarm ausgelöst. Um zu glauben, dass man drei turbulente, hochwertige Kinderbücher in ihre besten Szenen zersägen, jedes einzelne Stück mit allen Registern cineastisch aufjazzen und aus ihnen wie aus Bauklötzen in völlig neuer Anordnung einen so runden, stimmigen und unterhaltsamen Film zusammensetzen kann, musste ich ihn sehen. Tun Sie das bitte auch.
Der Nachfolger Sams in Gefahr ist dann übrigens leider misslungen. Er stützte sich nur noch auf zwei Sams-Bücher, warf aber vieles davon weg und jazzte den Rest zu Tode. Eyecandy wie ein Modell des Sonnensystems in der Schule, einen Rollschuhpalast und einen völlig spinnerten Dominique Horwitz an der Stelle des ethisch herausgeforderten Sportlehrers Daume konnte ich mangels funktionierender Handlung nur noch als heiße Luft auffassen.