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Kronloyal

Eine verbesserte Version dieses Artikels findet sich unter Kronloyal (Remastered).

Aus dramaturgischen Gründen geänderte Reihenfolge: unpolitisch – Kommunist – sehr links – grün – links – Mitte links – liberal – Mitte rechts – rechts – konservativ – kronloyal – auf dieser Skala kann man beim StudiVZ für sein Profil seine politische Richtung angeben. Mit der Wortschöpfung „kronloyal“ ist dem StudiVZ, wahrscheinlich unbeabsichtigt beim Juxen – es kokettierte in seiner Anfangszeit spaßeshalber und zu meinem Vergnügen auch mit Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit – ein erstklassiger Schnappschuss vom Zeitgeist gelungen. Viele Studenten scheinen sich dieses Prädikat mit Begeisterung an die Brust zu heften. Kronen, also feudale Insignien, zieren Gesäßtaschen und Tops von Jugendlichen. Jugendliche bitten darum, an die Kandare genommen zu werden, und die Zahl der Pädagogen, die bereit sind, das zu tun, wächst. Diese sind dann „modern“. Es läuft unter Schlagwörtern wie „Disziplin“ und „Manieren sind wieder ‚in'“. Viel einfacher, als in Eigenverantwortung dafür zu sorgen, ein guter Mensch zu sein, ist es, sich Autoritäten zu unterwerfen. Dass Problem, dass das uncool sein könnte, hat sich erledigt, wenn die Elterngeneration (nicht notwendigerweise die eigenen Eltern) als im Großen und Ganzen liberal wahrgenommen wird. Es ist somit der reinste Lehrerschreck und auch verdammt schick, noch konservativer zu sein als konservativ – „kronloyal“ ist ein fantastisches Wort.

Nun wäre es, wenn sich einer als konservativ bezeichnet, als Selbsteinschätzung legitim – zu sagen: „Meine Ansichten tendieren oftmals zum Hergebrachten.“ Wie man sich den Begriff jedoch auf die Fahnen schreiben kann, habe ich nie begriffen. Was sagt er eigentlich aus? Ich verstehe darunter die Grundhaltung, am Bestehenden festzuhalten. In meinen Augen versucht das, Faulheit in ein politisches Bekenntnis umzudeuten. Ein politisches Bekenntnis, das niemand braucht, weil Faulheit einschließlich Denkfaulheit und Lernfaulheit schon aufgrund der Knappheit von Energie und Zeit ohnehin eine Haupttriebfeder menschlichen Tuns und vor allem Lassens ist. So genannte Konservative sind in der Praxis meist treffender als Wirtschaftsliberale, Religiöse und/oder Autoritäre zu beschreiben. Das sind zeitlose Eigenschaften. Wer jedoch Faulheit, Abneigung gegen Änderungen und die menschliche Eigenart, die Douglas Adams so schön auf die Formel brachte, alles, was es gebe, wenn wir geboren würden, sei selbstverständlicher Teil der Welt, alles, was erfunden werde, bevor wir dreißig seien, sei aufregend und toll und wir könnten darin Karriere machen, und alles, was danach erfunden werde, verstoße gegen die natürliche Ordnung des Kosmos, so vollkommen und möglicherweise mit nach unten verschobener Altersgrenze zum gleichnamigen Starrsinn verkörpert, dessen Lieblingswort ist „bewährt“. So Prof. Dr. Ch. Meier, Hohenschäftlarn, in einem Essay für Beibehaltung und Wiedereinführung der „bewährten Rechtschreibung“, der übrigens auch sonst durch bemerkenswert schlechte Argumente heraussticht. „Bewährt“, das ist als Argument zugunsten des Älteren niemals haltbar. Wenn etwas bewährt ist, also seit langer Zeit erfolgreich im Einsatz, ist das ein Indikator für seine Qualität. Aber um das Alte und das Herausfordernde fair zu vergleichen, muss man die harten und objektiven Qualitäten beider in die Waagschalen legen, und ein Indikator ist ebensowenig eine harte und objektive Qualität wie ein Ruf oder ein Trend.

Umzugsnotizen (4)

Diesmal sind es Notizen vom Umzug von Windows nach Linux. Auch wenn in der neuen Bude – oder sagen wir besser: am neuen Arbeitsplatz – noch einiges gerichtet und geschraubt werden muss, meine persönlichen Kisten habe ich schon alle ausgepackt. Die Unterordner meines persönlichen Ordners (f.k.a. Eigene Dateien) sind jetzt alle ausschließlich mit Kleinbuchstaben, ohne Leerzeichen benannt, das ist komfortabler, wenn man auch mal mit der Shell arbeiten will (die Shell entspricht ungefähr dem Windows-Kommandozeilenfenster, mit dem Unterschied, dass man die unter Linux auch benutzt, und sogar gerne). Im Ordner tt reift zum Beispiel diese Website (Arbeitstitel: Texttheater) heran. dox heißt kurz für Docs (kurz für Documents) und enthält verstreuten Textverarbeitungs-Output wie z.B. echte Briefe (extrem selten). shorn ist gestorkenes Englisch für shared und enthält die Dateien, die ich per File Sharing herunter- und hinauflade. sams hat nichts mit Paul Maars Kinderbuchfigur zu tun, sondern ist der neue Name meines einstigen Ordners „Sammelsurium“, in dem ich das Destillat der Bilder, Texte, Klänge und Filme aus dem WWW auffange, die mich zum lautesten Lachen und tiefsten Nachdenken brachten. sword schließlich… raten Sie mal… steht für „Spoken Word“ und enthält in bei derzeitiger Multimedia-Software unpopulärer Abgrenzung zu musik Hörbücher und Comedy-Clips. Abkürzungen machen das Leben schöner.

Kabelhalter

Locher mit USB-, Netz- und Ethernet-Kabel

In einer uralten Kiste mit Bürosachen aus dem 20. Jahrhundert fand ich dieses ominöse Gerät. Ich hatte keine Ahnung, wozu es diente, bis ich es durch Zufall selbst herausfand, beim Heraustrennen meines Laptops aus seiner Peripherie. 2003 hatte ich schon mal so einen Fund gemacht:

Ohrknöpfe eines mobilen CD-Spielers ruhen in den Griffen einer blauen Kinderschere