Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann ist eins meiner Lieblingsbücher. Das Wichtigste über seinen Inhalt ist in zahllosen Rezensionen enthalten, daher hier nur zwei Aspekte, die mir besonders gut gefallen. Es gibt viele Dialoge, aber sie sind ausnahmslos in indirekter Rede abgefasst. Schön mit Konjunktiv I. Dieses eher ungewöhnliche Stilmittel ist für herrliche Komik gut. Zum Beispiel wird Alexander von Humboldt auf Seite 127 gebeten, etwas zu erzählen.
Geschichten wisse er keine, sagte Humboldt und schob seinen Hut zurecht, den der Affe umgedreht hatte. Auch möge er das Erzählen nicht. Aber er könne das schönste deutsche Gedicht vortragen, frei ins Spanische übersetzt. Oberhalb aller Bergspitzen sei es still, in den Bäumen kein Wind zu fühlen, auch die Vögel seien ruhig, und bald werde man tot sein.
Auch kommt ein komisches Stilmittel mehrfach zum Einsatz, das Homer Simpson so beschreibt: „He lived in mideval times, but sometimes he said things from today time.“ Also ganz subtile verbale Anachronismen, die eine Pointe enthalten, wenn man heute lebt. Ein schlechtes Beispiel, aber eine gute Stelle – und sie hat natürlich, wie könnte es bei mir anders sein, wieder mit Sprache zu tun – ist Seite 64, wo die Wurzeln einer fachsprachlichen Verschrobenheit erfunden werden:
Am nächsten Morgen klopfte jemand an seine Tür. Ein Junge stand draußen, sah mit aufmerksamen Augen zu ihm auf und fragte, ob er mitfliegen dürfe.
Mitfahren, sagte Pilâtre. Mit dem Ballon fahre man. Man sage nicht fliegen, sondern fahren. So sei es Sitte unter Ballonleuten.
Welchen Ballonleuten?
Er sei der erste, sagte Pilâtre, und er habe es so verfügt. Und nein, natürlich könne keiner mitfahren.