Vorgestern habe ich das kurz gezwitschert, heute fasziniert es mich immer noch: Der verrückte Bischof Richard Williamson hat den Islam in seiner E-Mail-Kolumne eine „Geißel Gottes“ genannt, also eine von Gott in die Welt gesetzte Strafe oder Prüfung für seine Schäfchen, die Christen. Nach muslimischem Glauben wurde der Islam ja tatsächlich von Gott in die Welt gesetzt, durch Mohammed. Glaubt Williamson also, dass Gott eine neue heilige Schrift herausgegeben, eine neue Anhängerschaft um sich geschart, kurz: eine neue Religion begründet hat, um die Anhänger der alten Religion zu zwiebeln? Dann müsste er zugeben, dass Muslime rechtgläubig sind, da der Islam ja tatsächlich eine göttliche Religion ist. Wahrscheinlich würde er aber nicht zugeben, dass der christliche und der muslimische Gott derselbe sind. Hat der christliche Gott also einen Pappgott zurechtgemacht und die Muslime voller Absicht mit einer Bogusreligion in die Falschgläubigkeit geführt – als Werkzeug, als Geißel? Dann wäre Gott noch infamer und sadistischer, als man es ihm aufgrund mancher gut katholischer Glaubenssätze eh schon unterstellen muss. Was also ist von Williamsons Aussage zu halten? Vielleicht sollte man sie einfach nur amüsant finden.
Wheee! The world is out of weed!
What if God smoked cannabis…
> Hat der christliche Gott also einen Pappgott zurechtgemacht und
> die Muslime voller Absicht mit einer Bogusreligion in die
> Falschgläubigkeit geführt – als Werkzeug, als Geißel?
Lass mich mal Teufels Anwalt spielen: Ich denke, ja, das waere in etwa die Antwort. Ist wahrscheinlich nur ein Sonderfall der allgemeineren Frage mit der sich (wohl jede) Religion letztlich rumschlagen muss, ‚warum gibt es das Boese in der Welt?‘. Die Antwort ist, so weit ich weiss, dass Gott unseren (freien — wheeeee!) Willen prueft, indem er die Versuchung in die Welt setzt. Und die guten, braven Menschen die sich (aus freien Stuecken!) der Versuchung widersetzen haben dann die gebratenen Wildschweine die einem im Paradies in den Mund fliegen auch wirklich verdient — und die goldenen Hinkelsteine und Baeche aus Milch und Honig auch… Ich glaub ich vermeng‘ grad meine Mythologien etwas.
Ja, du hast wohl Recht, diese Denkmuster klingen nur allzu vertraut. Einen zusätzlichen Twist könnte man darin sehen, dass Gott sich hier darauf verlassen hat, dass die zukünftigen Moslems seine Prüfung nicht bestehen würden, weil er ja eine Geißel gegen die Christen wollte (so verstehe ich Williamson, weil er im nächsten Satz schreibt, dass die Christen den Islam jahrhundertlang nur mit dem Schwert in Schach hätten halten können). Die Armen haben also die Wahl gehabt, entweder der Versuchung zu verfallen oder ihren von Gott vorgesehenen Platz in seiner Werkzeugkammer nicht einzunehmen… aber auch solche Dilemmen sind sicher schon Gegenstand unzähliger fruchtloser Debatten gewesen.
Vielleicht ist der muslimische Gott ja so etwas wie eine Charaktermaske des christlichen? Mal ’nen Marxisten fragen.