Lieber @Frachtschaden,
du schreibst von zwei Sätzen, die anscheinend verschiedene Bedeutungen haben, obwohl sie genau die gleichen Satzglieder haben (Prädikat wohnen, Subjekt Könige, Präpositionalobjekt in Palästen):
(A) Könige wohnen in Palästen
(B) In Palästen wohnen Könige
Es gibt für beide Sätze einige mögliche Lesarten. In den Lesarten, auf die du dich beziehst, sind die Sätze generische Sätze, die die Funktion von partiellen Definitionen haben (Krifka), also für eine Klasse von Dingen eine allgemeine Aussage trifft. Die beiden Lesarten, formal aufgeschrieben, sind damit:
(1) ∀x.(könig(x) → wohnt_in_palast(x))
(2) ∀x.(palast(x) → könig_wohnt_in(x))
Nun gilt laut Krifka (und ich meine, er hat Recht) für generische Sätze im Deutschen die Beschränkung, dass das Definiendum durch das Topik des Satzes ausgedrückt werden muss und das Definiens durch den Fokus.
Ferner gilt, wenn ich nicht irre, dass Satzglieder, die zum Fokus eines Satzes gehören, nur dann im Vorfeld stehen können, wenn sie einen Kontrastakzent tragen. Von einem Kontrastakzent würde man beim Lesen der Sätze, wie sie in (A) und (B) aufgeschrieben sind, nicht ausgehen, da nichts mit Sternchen, Unterstreichungen, Kursivschrift o.Ä. markiert ist und man auch keinen Kontext sieht (wie eine Frage oder eine dem Satz widersprechende Aussage), der einen Kontrastakzent rechtfertigen würde.
In (A) steht aber Könige im Vorfeld und kommt damit nicht als Teil des Fokus und Definiens in Frage, womit Lesart (2) ausscheidet. In (B) steht Paläste im Vorfeld und kommt damit nicht als Teil des Fokus und Definiens in Frage, womit Lesart (1) ausscheidet.
Insofern: Ja, die Satzstellung kann die Bedeutung verändern!