Archiv der Kategorie: Internet

Why I Love Wikipedia (#587)

“Disgustipated” is track 69 on most pressings in North America (causing most CD players upon reaching the end of track 9 to advance through tracks 10-68, which contain no data, at a rate of about 2 per second until track 69 is reached). It also appears as track 39, track 10 (mostly in Europe) or as a hidden track following “Flood” on track 9. On certain Japanese imports, “Disgustipated” is track 70, with a short live version of “Flood” as track 71.

Undertow (album)

Rechtsfreier Raum?!

Ursula von der Leyen hat einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, nach dem in Zukunft Websites mit kinderpornografischen Inhalten „gesperrt“ werden können sollen – und zwar aufgrund einer nichtöffentlichen Sperrliste, die das Bundeskriminalamt ediert. Wer auf einen solchen Server gerät – ob auf der Suche nach Kinderpornografie, nach anderen Inhalten auf demselben Server oder aus Versehen – wird dann erfasst und gegebenenfalls den Ermittlungsbehörden mit Name und Anschrift bekanntgegeben.

Der berechtigte Protest gegen den Gesetzesentwurf richtet sich gegen den so noch nicht dagewesenen polizeistaatlichen und undemokratischen Touch der geplanten Maßnahmen. Von verantwortungsbewussten Bürgern wird nicht ausgegangen – die Exekutive würde nach Gutdünken entscheiden, mit dem Ansteuern welcher Server man sich verdächtig macht, und sich der öffentlichen Kontrolle durch Geheimhaltung der Liste entziehen.

Bevor ich zum eigentlichen Rant übergehe, rufe ich zur Mitzeichnung der Petition Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten auf. Danke.

In der aktuellen Zeit hat Heinrich Wefing unter dem Titel Wider die Ideologen des Internets die Stirn zu behaupten, das Aufbegehren richte sich gegen die Durchsetzung des Rechts im Internet. Er unterstellt den Netizens, sie würden sich immer noch in die Vorstellung eines „rechtsfreien Raums“ verbeißen (diese Vorstellung ist seit gefühlten zehn Jahren tot) und, um in Ruhe gelassen zu werden, auch Kinderpornografen lieber unverfolgt und ungestraft lassen. Wefing schreibt, einen Artikel der Sprecherin des Chaos Computer Club zitierend:

Inkompetenz und Bösartigkeit: Wer so auf die Welt außerhalb des eigenen „Lebenraumes“ schaut, dem muss notwendig auch die Durchsetzung des Rechts sofort wie „Zensur“ erscheinen. Der muss Internetsperren gegen Kinderpornografie schon ablehnen, lange bevor feststeht, welche Wirkung sie entfalten. Der sieht überall Mauern hochgehen, „chinesische Verhältnisse“ aufziehen (…)

Hätte er sich einmal den Text der Petition durchgelesen, gegen die er zu Felde zieht, statt irgendwelcher esoterischer Manifeste, wüsste Wefing, worum es geht:

Text der Petition

Wir fordern, daß der Deutsche Bundestag die Änderung des Telemediengesetzes nach dem Gesetzentwurf des Bundeskabinetts vom 22.4.09 ablehnt. Wir halten das geplante Vorgehen, Internetseiten vom BKA indizieren & von den Providern sperren zu lassen, für undurchsichtig & unkontrollierbar, da die „Sperrlisten“ weder einsehbar sind noch genau festgelegt ist, nach welchen Kriterien Webseiten auf die Liste gesetzt werden. Wir sehen darin eine Gefährdung des Grundrechtes auf Informationsfreiheit.

Begründung

Das vornehmliche Ziel – Kinder zu schützen und sowohl ihren Mißbrauch, als auch die Verbreitung von Kinderpornografie, zu verhindern stellen wir dabei absolut nicht in Frage – im Gegenteil, es ist in unser aller Interesse. Dass die im Vorhaben vorgesehenen Maßnahmen dafür denkbar ungeeignet sind, wurde an vielen Stellen offengelegt und von Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen mehrfach bestätigt. Eine Sperrung von Internetseiten hat so gut wie keinen nachweisbaren Einfluß auf die körperliche und seelische Unversehrtheit mißbrauchter Kinder.

Die Intransparenz, der Generalverdacht, die lächerlich einfach zu umgehende technische Umsetzung: Da sind die Wörter Inkompetenz und Bösartigkeit genau richtig gewählt.

Indes, warum hätte Wefing sich auch mit Fakten aufhalten sollen, wo es ihm doch um etwas Größeres geht: Internet-Bashing, wie es derzeit unter vielen Printjournalisten Sitte ist (siehe dazu z.B. Stefan Niggemeiers Wutmäander zur Qualitätsdebatte). Der Sitte entsprechend sucht sich der Internetkritiker seine Belege an den Stellen, für die er das Internet unter anderen kritisiert, weil da alle möglichen Leute anonym allen möglichen Müll reden: in schlechten Foren und Kommentarsektionen von Onlinejournalen. Die gehören auch nicht zu meinen bevorzugten Lektüren, aber ich finde es gut, dass wenigstens transparent wird, was allenthalben – mit Internet oder ohne – für ein Müll gedacht wird. Wefing dagegen tötet den Boten:

Aber die Ideologie der Freiheit immunisiert nicht nur gegen Kritik und Kontrolle. Sie wirkt auch nach innen, ins Netz selbst. Sie verstärkt die antibürgerliche Gravitation des Internets. Sie hat dort die zivilisatorischen Schwellen gesenkt, die im alltäglichen Miteinander der realen Welt selbstverständlich sind. Sie befeuert den rauen Umgangston, die Regellosigkeit der Sprache, die Wurschtigkeit des Denkens.

Regellosigkeit der Sprache und Wurschtigkeit des Denkens im Internet mehr zu vermuten als anderswo ist schon der erste große Unsinn. Schriftlicher Austausch im Internet ersetzt halt nicht nur „Qualitätsjournalismus“ (wobei die allerallermeisten Zeitungen auch hauptsächlich Müll schreiben und nicht wie die Zeit nur manchmal), sondern auch mündlichen Austausch, Stammtischzeug eben. Der zweite große Unsinn ist, die Wurschtigkeit auf eine „Ideologie der Freiheit“ zurückzuführen. Gerade wenn es jemandem mit der Freiheit wirklich ernst ist, wird er auch die große Verantwortung sehen, die sie für das eigene Denken, Sprechen und Handeln mit sich bringt.

Direkt neben dem gescholtenen Artikel findet sich ein sehr lesenswerter Aufsatz von Gero von Randow, betitelt Geistesaristokratie. Besser und schöner kann man kaum ausdrücken, was Sache ist:

Wer gerne herablassend schreibt, findet im Netz alles, was er braucht. Das Netz ist wie eine Stadt. Sie zu lieben, nur weil sie Schönes beherbergt, wäre nicht weniger töricht, als sie des Abschaums wegen zu verachten. Interessanter ist das Prinzip der Stadt. Sie fügt und lockert die Gesellschaft, vervielfältigt ihre Verknüpfungen und Abgrenzungen, beschleunigt den Kreislauf von Auflösung und Verdichtung. An diesem Prinzip scheiden sich die Geister. Dem Konservativen ist unwohl in einer Welt, in der nicht alles am Platz bleibt. Er hat schon die Stadt und den Asphalt gehasst, um wie viel mehr nun das Netz und die Blogs!

Geld sparen im Web 2.0

I took a bunch of pictures. You can see ‚em on my MySpace page. Along with my favorite songs and movies and things that other people have created but that I use to express my individualism.
Stewie Griffin as Zach

Hierzu muss man sagen, dass das keine Web-2.0-Perversion ist, sondern dass Bücherregale, Plattensammlungen und behängte Wände schon immer nach genau diesem Prinzip funktioniert haben: Man benutzt die Schöpfungen anderer, um seine Individualität auszudrücken. Es ist im Web aber billiger. Wenn ich zum Beispiel ein Buch oder eine CD begehrenswert finde, dann kommt es oder sie in vielen Fällen auf meine Amazon-Wunschliste, und damit ist die Sache für mich erst mal erledigt. Ich habe dann öffentlich meinen exquisiten Geschmack dokumentiert, und das verschafft die gleiche Befriedigung wie ein Kauf.

Mein Beitrag zur Wikipedia-Spendenaktion

Goldtzitat in der Wikimedia-Contribution-History

Contribution history

Das Zitat wollte ich schon lange mal angebracht haben. Leider konnte ich nicht den ganz genauen Wortlaut anbringen, weil ich Max Goldts Verteidigung der Besserwisserei bisher nur von Lesungen kenne.

Ein bisschen Kritik muss bei dieser Gelegenheit aber auch sein: Die Wikipädie könnte so viel mehr sein als eine Enzyklopädie – nicht nur technisch und sozial, sondern auch inhaltlich. Sie sträubt sich aber ein wenig dagegen. In der deutschen Ausgabe stört mich schon lange eine Sorte von Benutzern, die ich gerne die Relevanznazis nenne. Die kennen kein größeres Vergnügen als alles von Admins löschen zu lassen, was nicht „enzyklopädisch relevant“ ist – von Studenten organisierte Fachtagungen etwa. Die englische Wikipädie kam mir da lange viel lockerer vor, aber auch da lese ich in letzter Zeit immer häufiger „This article or section may contain content that is not appropriate for an encyclopedia.“ Ich hege ja Sympathie für die Auffassung, dass Freies Wissen unteilbar ist und dass, wer von Quantendynamik spricht, von recurring characters in vergessenen 80er-Jahre-Sitcoms  nicht schweigen sollte. Wird man eines Tages einen Parallelwikikosmos, eine Irrelepedia gründen müssen?

Web²

Liebe Öffentlichkeit,

hiermit reiche ich ein neues Buzzword zur Aufnahme in den allfälligen Wortschatz ein: Web². Es bezeichnet bestimmte kombinatorische Phänomene, die das Web 2.0 mit sich bringt oder mit sich bringen sollte.

Nämlich einerseits die Kombination von Webanwendungen verschiedener Anbieter zu einer verzahnten „Desktopumgebung“ bzw. „Office-Suite“. Konkret: Man klickt z.B. auf last.fm auf „Ja, ich werde dieses Konzert attenden“, und wenn man beim nächsten Mal Google Calendar öffnet, steht das schon da. Existiert bisher, so weit ich weiß, nur in Ansätzen und Träumen.

Der zweite Aspekt von Web² ist dank Social bookmarking und verwandten Phänomenen schon voll im Alltag angekommen: Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen nicht mehr nur Inhalte, sondern auch: Wer empfiehlt mir was, wer ist auf was durch meine Empfehlungen aufmerksam geworden usw.

In gespannter Erwartung deiner Antwort
ke

Umzugsnotizen (5)

My old web site soviseau.de was hacked today and by God it wasn’t my fault. That gave reason to move the last curious odds and ends, boxes with bricolages from ages ago, to texttheater.de, from one attic to another, so to speak. Among them:

Der Puzzleteil-Navigator, a study for an unusual two-level menu. I remember creating the image maps with Paint and Notepad.

Riddle Sport, an interactive (edible!) virtual chocolate bar. Enjoy!

Last but not least:

dunkelwind&zwillingslicht, a series of analog photos I made of nightly London in 2003. They received artistic value by what happened to them in the photo laboratory – yet instead of paying royalties, I got a full refund! Hee hee!

Ich lobe Adobe

Der neue Adobe Reader hat eine sehr schöne und benutzerfreundliche Oberfläche. Es stört nur, dass das Hand-Werkzeug nicht standardmäßig in der Werkzeugleiste ist. Aber man kann es mit zwei Klicks aktivieren: Ein Rechtsklick auf die Werkzeugleiste zeigt sofort ein Kontextmenü mit allen Werkzeugen an. Sehr gut! Schön, dass es diese Version jetzt auch für Linux gibt. Und nicht nur das, die Installation mit der Debian-Paketverwaltung hat soeben im neuen Ubuntu hervorragend geklappt. Ich musste nicht mal Firefox neu starten, das Browser-Plugin war sofort aktiviert.

Mittwöchliche Einzeiler

Stellen Sie sich eine Sitcom vor, die in den Straßen und U-Bahn-Tunnels New Yorks spielt. Die Charaktere: JAP, Suit, Hobo, Hipster, Thug, Queer, Tourist und viele mehr. Das ist Overheard in New York, die vitalste und witzsprühendste mir bekannte Sprüchesammelseite. Dass sie zwanzigmal so viele Einträge hat und viel komischer ist als das Pendant für ganz Deutschland (immerhin zehnmal so viele Einwohner), liegt sicher nicht nur daran, dass New York viel dichter besiedelt ist und daher mehr Kontakt zwischen Sprücheklopfern und Spionen besteht.

Es liegt wahrscheinlich auch nicht allein an den states of mind der hochsexualisierten, der unfreundlichen, der hedonistischen, der plain crazy, der zynischen und der arroganten New Yorker, die zum Nährboden für vielfältige humoristische Topoi und Running Gags beitragen.

Nein, ich finde, die Qualität von OiNY besteht zu einem guten Teil auch aus dem redaktionellen Rahmen: Steht da ein mehrzeiliger Dialog mit einer Schlusspointe, wird in jedem Fall noch eine zweite Pointe draufgesetzt, und zwar immer in Form einer Überschrift, ob es nun ein Kommentar zum Dialog ist oder eine fiktive Fortsetzung. Das ist eine ganz schöne Leistung; sie lässt die Überschriften auf belauscht.de sehr brav und kläglich aussehen.

Es gibt Dialoge, bei denen es einem einfach die Sprache verschlägt. Das Finden einer lustigen Überschrift ist dann besonders schwierig und wird in Form eines Headline Contests an die Besucher weitergegeben. Die circa sieben besten Vorschläge werden dann veröffentlicht.

Sprüche, die jeweils nur in einer „einzeiligen“ Äußerung bestehen, werden aus irgendeinem Grunde mittwochs en gros veröffentlicht, und zwar thematisch gruppiert. Es gibt dann z.B. einen Eintrag für Hundesprüche, einen für Alkoholsprüche, einen für deviantes Sexualverhalten, einen für MySpace, einen für… you get the idea. Ich frage mich, ob die die Einzeiler per Hand aussortieren und gruppieren oder ob deren Server automatisch alle Einsendungen, die nur einen Doppelpunkt enthalten, tokenisiert, stemmt und mit Hilfe einer Ontologie einer Reihe von Begriffen zuordnet. Dann könnte die Redaktion jeden Mittwoch einfach gucken, welche Begriffe gerade genug Sprüche haben und daraus die Einträge basteln. Woher, wenn nicht von dieser Automatisierung, hätte sie die Zeit, sich für die Überschriften auch noch jeweils einen Satz zu dem Begriff zu überlegen, der das Wort Wednesday One-Liners enthält?

Wer jetzt OiNY-Leser werden will, dem sei dazu noch das Urban Dictionary ans Herz gelegt – ein Hilfsmittel, das einen bei Begriffen wie bimbette, get head oder sogar OiNY-Erfindungen wie wheelbo praktisch nie im Stich lässt.

Horde Groupware Webmail Edition webgehostet

Mit der Horde Groupware Webmail Edition kann man, wenn man ein IMAP-Mail-Konto hat, über eine Web-Schnittstelle von überall aus auf seine Mails zugreifen. Für Besitzer eigener Domains und zugehöriger E-Mail-Adressen bietet das gegenüber etwa Google Mail den Vorteil, diese Adressen als Absender-Adressen nutzen zu können und E-Mails dabei auch über den SMTP-Server zu verschicken, an den die Adressen ggf. per SPF gekettet sind.

Die Horde-Entwickler haben Leute im Blick, die wirklich über einen eigenen Server gebieten. Eine Installation bei einem Webhoster, bei dem man nur einen FTP-Zugang hat, ist nicht vorgesehen. Das wollte ich aber. Und es geht. Zum Glück beinhaltet mein Webhosting-Paket all die PHP-Erweiterungen, die Horde verlangt.

Für die Art von Installation, die mir gelungen ist, braucht man außer dem entfernten Webserver mit FTP-Zugang und einer Möglichkeit, MySQL zu verwalten (z.B. phpMyAdmin), auch noch eine lokal laufende MySQL-Datenbank, „gegen“ die man Horde erst mal vorkonfigurieren kann. Das geschieht nämlich mit Hilfe des Skripts scripts/setup.php, das man von der Kommandozeile aus ausführen muss. Man benötigt also auch eine lokale PHP-Installation mit Kommandozeileninterpreter. Die muss aber nicht all die von Horde geforderten Erweiterungen aufweisen.

Man lädt sich also Horde runter, geht in das Horde-Verzeichnis, tippt…

php scripts/setup.php

und sieht:

Configuration Menu
(0) Exit
(1) Configure database settings
(2) Create database or tables
(3) Configure administrator settings

Der Trick ist jetzt, diese Punkte in der Reihenfolge 1, 2, 1, 3, 0 abzuarbeiten. Also:

  1. (1) Die Datenbankeinstellungen für die lokale Datenbank vornehmen. Das UNIX-Socket, das man angeben muss, kann man bei entsprechend konfiguriertem PHP z.B. per phpinfo() herausfinden, dort ist es unter der Überschrift mysql aufgeführt.
  2. (2) Die von Horde benötigten Tabellen in der lokalen Datenbank erzeugen lassen.
  3. (1) Die Datenbankeinstellungen auf die für die Datenbank auf dem Zielserver benötigten Werte ändern. Wie man das UNIX-Socket herausfindet, siehe unter 1.
  4. (3) Den zum eigenen IMAP-Postfach gehörigen Benutzernamen als Administrator-Benutzernamen angeben.
  5. (0) Das Konfigurationsskript verlassen.
  6. Die unter 2 in der lokalen Datenbank erzeugten Tabellen exportieren und auf dem Zielserver importieren. Das geht z.B. mit phpMyAdmin.
  7. Das Horde-Verzeichnis mitsamt der unter 3 erzeugten config/conf.php auf den Zielserver hochladen.
  8. Von hier ab reicht die offizielle Horde-Installationsanleitung wieder.