Tempus- und Aspektmysterien der philosophischen Geheimsprache

Es gibt eine philosophische Geheimsprache, an der ich mir immer wieder die Zähne ausbeiße. Peter Sloterdijk zum Beispiel hat seit gefühlten tausend Jahren keinen Absatz mehr geschrieben, der nicht in dieser Geheimsprache abgefasst wäre. Aber auch die folgenden Absätze aus dem Artikel Transparent ist nur das Tote von Byung-Chul Han sind ein gutes Beispiel. Der Karlsruher Philosoph schilt darin die „Ideologie“ der Transparenz (vgl. Post-Privacy) und außerdem die Piratenpartei dafür, dass bei ihr keine Ideologien (!) zugelassen seien, aber das nur am Rande. Einleitend schreibt Han:

(…) Die Transparenzgesellschaft ist eine Positivgesellschaft. Transparent werden die Dinge, wenn sie jede Negativität abstreifen, wenn sie geglättet und eingeebnet werden, wenn sie sich widerstandslos in glatte Ströme des Kapitals, der Kommunikation und Information einfügen. Transparent werden die Handlungen, wenn sie sich dem berechen-, steuer- und kontrollierbaren Prozess unterordnen. Transparent werden die Dinge, wenn sie ihre Singularität ablegen und sich ganz im Preis ausdrücken. Transparent werden die Bilder, wenn sie, von jeder hermeneutischen Tiefe, ja vom Sinn befreit, pornografisch werden. In ihrer Positivität ist die Transparenzgesellschaft eine Hölle des Gleichen.

Die Kommunikation erreicht dort ihre maximale Geschwindigkeit, wo das Gleiche auf das Gleiche antwortet, wo eine Kettenreaktion des Gleichen stattfindet. Die Negativität der Anders- und Fremdheit oder die Widerständigkeit des Anderen stört und verzögert die glatte Kommunikation des Gleichen. Die Transparenz stabilisiert und beschleunigt das System dadurch, dass sie das Andere oder das Abweichende eliminiert. (…)

Die Dichte von Fremdwörtern und Fachbegriffen ist sehr moderat. Ich störe mich auch nicht an vagen Begriffen wie die Dinge oder das Gleiche. Auf deren Bedeutung könnte man wohl im Prinzip aus dem Kontext schließen.

Wovor mein Verständnis aber kapituliert, das sind Tempus und Aspekt.

Die Geheimsprache kennt beinahe ausschließlich solche Verben, die die Änderung eines Zustandes ausdrücken. Das allerwichtigste Verb, wenn nicht Wort, der Geheimsprache überhaupt ist werden. Es kommt in dieser Passage sechsmal vor. Ansonsten zähle ich jeweils ein Vorkommen folgender zehn eindeutiger Zustandsänderungsverben: abstreifen, glätten, einebnen, einfügen, unterordnen, ablegen, befreien, stabilisieren, beschleuningen und eliminieren. Alles wird als Prozess ausgedrückt.

Leider ist keine der beschriebenen Zustandsänderungen auch nur ansatzweise in der Zeit verankert. Han sagt nichts darüber aus, wann Zustand A geherrscht hat, herrscht oder herrschen wird oder darüber, wann Zustand B geherrscht hat, herrscht oder herrschen wird. Es gibt keine Hinweise darauf, wann und wie oft der beschriebene Vorgang eingesetzt hat, einsetzt oder einsetzen wird, wie schnell er verlief, verläuft oder verlaufen wird und ob und wann er abgeschlossen war, ist oder sein wird. Vor allem fehlen Zeitangaben wie in den letzten zehn Jahren, zukünftig oder immer dann, wenn.

Auch das Tempus hilft nicht weiter. Die ganze Passage ist im Präsens geschrieben. Aber ich kann ums Verrecken nicht erkennen, ob das ein aktuelles, generelles, historisches, futurisches oder gar szenisches Präsens sein soll. Wird hier ein aktueller Prozess beschrieben oder eine allgemeine Aussage getroffen? Wenn Letzteres, geht es um einen lang andauernden oder einen sich immer wieder wiederholenden Prozess?

Schließlich die Konjunktion wenn, ein weiterer Grundpfeiler dieser Geheimsprache. Sie bedeutet hier sicher mehr, als dass Dinge zur gleichen Zeit stattfinden. Aber was? Kausation, Korrelation, Definition? Wird Transparenz durch das Abstreifen jeder Negativität verursacht? Oder treten Transparenz und das Abstreifen jeder Negativität typischerweise gemeinsam auf? Wenn ja, auf welchen Beobachtungen, in welchem Zeitraum, in welcher Kultur, an welchem Ort, beruht diese Generalisierung? Oder will Han den Begriff Transparenz hier überhaupt erst definieren, als das Abstreifen jeder Negativität (und/oder der ganzen anderen Vorgänge, von denen er schreibt)? Es bleibt das Geheimnis Hans und derer, die seine Sprache sprechen.

Ich will mich hier nicht nur lustig machen über einen schwierigen Schreibstil. Ich verstehe aufrichtig nicht, was gemeint ist. Vielleicht verstehe ich wirklich einfach nur die philosophische Fachsprache nicht. Hat dieses Präsens, haben diese Prozessbeschreibungen, hat dieses wenn in der Philosophie eine konventionelle technische Bedeutung? Wissen Fachleute, wie sie es zu interpretieren haben? Wenn ja, bitte ich um Aufklärung. Bis dahin werde ich wohl annehmen müssen, dass es sich um eine Methode zur Verschleierung handelt. Zur Verschleierung der Tatsache, dass die eigene Positon auf vagen, selbstausgedachten Zusammenhängen beruht, die man nicht begründen, geschweige denn belegen kann. Es würde mich nicht wundern.

PS: Der überwiegende Rest von Hans Artikel ist dankenswerterweise nicht in diesem Stil geschrieben.

53 Gedanken zu „Tempus- und Aspektmysterien der philosophischen Geheimsprache

  1. Kris Kelvin

    Danke für diesen Beitrag. Der überflüssigerweise wiederholte Satzanfang „Transparent werden…“ ist wohl nur ein gewöhnliches Stilmittel. Dessen Name mir leider entfallen ist. Die anderen Anmerkungen über die Unklarheit des Textes kann ich aber nachvollziehen; ich verstehe ihn auch nicht. Die drei möglichen Bedeutungen von „wenn“ waren mir bisher gar nicht recht bewusst. Wie genau sich die verschiedenen möglichen Präsentia voneinander unterscheiden hast du leider nicht erklärt. *g*

    Vor einigen Jahren las ich in einem anderen Blog einen ähnlichen Artikel. Da wurden unverständliche Artikel übersetzt. Es gibt auch eine Bezeichnung für dieses Verschleiern durch die Verwendung einer „Geheimsprache“ oder „Elitensprache“, aber ich habe den Begriff dafür vergessen.

    Die „Elitensprache“ wird von manchen Philosophen oder anderen Geisteswissenschaftlern (z.B. Habermas) verwendet. Das Gesagte versteht dann nur ein enger Kreis von Experten vollständig, obwohl der größte Teil des „Elitensprache“ Geäußerten eigentlich gar keine Fachsprache oder andere unübliche Begriffe benötigt. Evtl. wird sie aber nicht einmal böswillig verwendet.

  2. Rainer Sax

    Ich vermute, das hat furchtbar viel mit Hegel zu tun. Wenn ich das richtig verstehe, dann wird „werden“ ungefähr so verwendet:
    „A wird B“ heißt: Im Begriff A steckt schon irgendwie der Begriff B drin. Den Zusammenhang kann man allerdings erst durch eine Denkbewegung erkennen – also wenn man selbst genau nachdenkt oder anderen beim Denken zuhört. Mir scheint, diese Leute wollen uns ihre Denkabläufe deutlich machen, damit wir gleichsam nach-denken können (Heidegger). Daher kommt dieses prozesshafte.

    In meinen Augen ist das ein Zeichen für mangelnde Disziplin beim Denken. Wenn Heidegger z.B. sagt „das Nichts nichtet“ klingt das sicherlich gut und schlau. Nimmt man ihn beim Wort – was man wohl eher lassen sollte – wäre die beste Entgegnung darauf: „Klar. Und das Und undet, nicht wahr“ (Kann mich leider nicht an die Quelle für diesen Punkt erinnern).

    Ich schreibe diesen länglichen Kommentar zur Verteidigung der Philosophen, die nicht mit den Sloterdijks, Hegels und Heideggers dieser Welt in einen Topf geworfen werden sollten. Liest man die Werke von Locke, Berkeley, Hume oder aktueller Gottlob Frege, Paul Grice, Peter Strawson, etc. wird einem so eine Verschwurbelung nicht mehr unterkommen.

    um mit Hegel zu schließen „Wesen ist, was gewesen ist“

  3. ke Beitragsautor

    @Kris Kelvin:

    Von der Wiederholung von Transparent werden (das Stilmittel heißt Anapher) habe ich eigentlich gar nichts geschrieben. Ich nehme an, du beziehst dich darauf, dass ich geschrieben habe, dass sechsmal werden vorkommt? Überflüssig ist die Wiederholung nicht unbedingt, es geht immerhin zweimal um die Dinge, einmal um die Handlungen und einmal um die Bilder.

    Was die verschiedenen Funktionen des Präsens betrifft, ich hab einen Link zu Wikipedia nachgetragen. :)

    Wenn dir der Begriff für das Verschleiern wieder einfällt, er würde mich sehr interessieren!

    Das Gesagte versteht dann nur ein enger Kreis von Experten vollständig

    Und wer nicht dazugehört, kann schwer nachprüfen, ob das vollständige Verstehen überhaupt möglich ist, will sagen, ob das Gesagte überhaupt Sinn ergibt…

  4. ke Beitragsautor

    @Rainer Sax:

    Hochinteressant! Kann man das mit dem Hegel’schen werden irgendwo ausführlicher nachlesen?

    Das Und undet. Ha. :D Gefällt mir sehr gut.

    Und um Himmels Willen, nein, nichts läge mir ferner, als alle Philosophen in diesen Topf zu werfen. Vielleicht hätte ich den bestimmten Artikel im Titel des Posts weglassen sollen.

  5. oheins

    Wenn ich den Text oben richtig deute, bezieht sich Han auf die Warenform/Wertform. Die Ware zeichnet sich dadurch aus, dass sie gegen jede andere Ware austauschbar ist — sie hat einen Preis bzw. einen Wert, der im Kapitalismus alleine noch Relevanz besitzt. Jedes andere Charakteristikum des Produkts, jede Qualität verschwindet hinter dieser Gleichheit. Ein Sack Kartoffeln, ein Tisch, ein Computer, eine Massenvernichtungswaffe: aus Sicht des Kapitals sind sie alle gleich und repräsentieren lediglich eine bestimmte Wertmenge.

    Wenn nun Wissen zur ersten Produktivkraft wird (Digitalisierung und Informationisierung der Produktion), dehnt sich dieser Prozess auch in Bereiche aus, die bisher verschont geblieben sind. Hans These ist, wenn ich es recht verstehe, dass auch die Kommunikation dieser Gleichmacherei unterworfen wird — mit fundamentalen Folgen. Wie dies genau geschieht, erschließt sich mir zumindest aus dem zitierten Teil allerdings auch nicht.

    Alfred North Whitehead sagte einmal, die gesamte abendländische Philosophie bestehe aus Fußnoten zu Platon. Mir scheint, die gesamte kritische Sozialphilosophie der Gegenwart besteht aus Fußnoten zu Marx.

    Das Problem ist, dass der Rekurs auf Marx nicht mehr explizit vorgenommen wird, sondern nurmehr untergründig mitschwingt. Damit einhergeht, dass auch keine historische Spezifizierung mehr vorgenommen wird, wie du völlig zu Recht beklagst.

  6. Herr Rau

    Ich gestehe, dass mir nicht nur Tempus und Aspekt Schwierigkeit machen…
    Jede Fachsprache hat neben dem Aspekt der präzisen Formulierungen auch noch in mehr oder weniger großem Maß die Aufgabe, die Mitglieder der Gruppe zu integrieren und sie gegen Nichtmitglieder abzuschließen.

    Ein Klassiker: Popper übersetzt Adorno, etwa hier http://www.pinselpark.de/philosonst/10widerkau.html
    Damit ist impliziert, und ich glaube das auch, dass es einfacher auch ginge.

  7. Kris Kelvin

    @uli: Nein, das wars nicht. „Elaborierter Code“ scheint sich (nach kurzer Recherche) eher auf eine gehobene Sprache zu beziehen, die einer halbwegs gebildeten Mittel- und Oberschicht verständlich ist.

    Ich denke es war „Mystizismus“ den ein Philosoph (evtl. wars sogar Popper, danke @Herr Rau) anderen Denkern vorgeworfen hat. Mystizismus bezieht sich zwar eigentlich nicht gesondert auf die Sprache, und ist daher auch kein spezieller Fachbegriff für unser Phänomen. Aber in der Sprache scheint mir der Begriff durchaus passend, wenn er sich auf das Verschleiern der eigentlichen Bedeutung bezieht.

    Die Folge von unverständlichem, aber gebildet klingendem Text ist sicherlich bei vielen Menschen unwillkürlich Demut (weil man ihn selbst nicht versteht) und Respekt („der Philosoph/Journalist/etc. *muss* ja schlau sein, wenn er so schwierige Dinge sagt!“). Durch weihevolles oder mystizistisches Gerede kann der Redner Eindruck schinden. Dazu passt auch der von Popper zitierte Spruch aus dem Faust:
    „Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“

    Ich denke aber nach wie vor, dass dieser Mystizismus von vielen gebildeten Leuten gar nicht bewusst und damit nicht absichtlich angewandt wird.

    @Herr Rau: Ich denke aber, dass doch ein gewisser Unterschied zwischen Fachsprache und dem „Mystizismus“ besteht, den Popper hier so gekonnt entzaubert.

  8. Herr Rau

    Unterschied zwischen Fachsprache und Mystizismus: Ja, klar. Aber ein mystizierender Aspekt ist bei Fachsprache auch nie ganz auszuschließen, oder ein draußenhaltender. Wenn ich in meinem Fach von „Leistungserhebungen“ und „Stegreifaufgaben“ spreche, zwinge ich die Leute, die „Noten“ oder „Prüfungen“ oder „Exen“ sagen, dazu, sich vorzukommen wie jemand, der nicht das richtige Wort zu verwenden weiß.

  9. Kris Kelvin

    Stimmt natürlich, die Übergänge sind fließend. Bei Fachsprache habe ich den Eindruck, dass vor allem viele Fachbegriffe vorkommen. Der Text von Adorno und Habermas leidet dagegen nicht so unter überflüssigen Fach- und Fremdwörtern, sondern unter abenteuerlichen Formulierungen. Auch bei Hans Zeit-Artikel hatte ja @ke festgestellt, dass Fachbegriffe im zitierten Abschnitt nicht das Problem seien.

    Für sich kann man daraus lernen, seine Sprache immer mal wieder selbst zu hinterfragen. Etwa: Ist es wirklich angebracht von „Leistungserhebungen“ zu sprechen? Mir fällt zum Beispiel bei Informatikern manchmal auf, dass sie teilweise Fachbegriffe verwenden, wo gar keine nötig wären. (Wahrscheinlich ist das das schon erwähnte Ingroup-Outgroup-Verhalten.)

  10. ke Beitragsautor

    @Kris Kelvin:

    Ich denke aber nach wie vor, dass dieser Mystizismus von vielen gebildeten Leuten gar nicht bewusst und damit nicht absichtlich angewandt wird.

    Das würde voraussetzen, dass sich bei ihren Worten tatsächlich etwas denken lässt. Andernfalls wäre die kognitive Dissonanz schon sehr groß, wenn ihre Worte auch für sie selbst keinen klaren Sinn ergeben, sie aber denken, sie würden etwas Sinnvolles sagen.

    Mir fällt zum Beispiel bei Informatikern manchmal auf, dass sie teilweise Fachbegriffe verwenden, wo gar keine nötig wären. (Wahrscheinlich ist das das schon erwähnte Ingroup-Outgroup-Verhalten.)

    Wenn ich über Sachen im Computer- oder Sprachenbereich schreibe, dann will ich zwar die Outgroup nicht ausschließen, habe aber trotzdem die Ingroup als Leser/innen im Kopf: Ich habe das Gefühl, ihr möglichst präzise Begriffe zu schulden, weil mir sonst Ungenauigkeit vorgehalten werden könnte. Und hinreichend präzise Begriffe stellt oft nur das jeweilige Fachchinesisch zur Verfügung. Das finde ich aber okay, denn Fachbegriffe kann auch die Outgroup mit etwas Anstrengung recherchieren.

  11. Kris Kelvin

    Das würde voraussetzen, dass sich bei ihren Worten tatsächlich etwas denken lässt. Andernfalls wäre die kognitive Dissonanz schon sehr groß, wenn ihre Worte auch für sie selbst keinen klaren Sinn ergeben, sie aber denken, sie würden etwas Sinnvolles sagen.

    Zumindest bei Leuten wie Habermas oder Sloterdijk wird wohl kaum einer behaupten, dass sie nur verschwurbelten Unsinn äußerten. Sie drücken sich aber viel zu unverständlich aus, sodass das Gesagte mehr Eindruck macht. Ob so ein Verhalten absichtlich angewendet wird oder ob die betreffenden Personen es einfach so gewohnt sind und es schon selbst gar nicht mehr bemerken — das ist wohl unterschiedlich.

    Aber du hast schon irgendwie recht. Gerade bei bekannten Denkern sollte man eigentlich annehmen können, dass sie schlau genug sind, um ihre eigene Unverständlichkeit bewusst als unredliche rhetorische Taktik zu identifizieren. Besonders bei Habermas, dessen Steckenpferd ja die Diskurstheorie ist: „Kognitiv dissonanter“ gehts kaum. *g*

    Wenn ich über Sachen im Computer- oder Sprachenbereich schreibe, dann will ich zwar die Outgroup nicht ausschließen, habe aber trotzdem die Ingroup als Leser/innen im Kopf: Ich habe das Gefühl, ihr möglichst präzise Begriffe zu schulden, weil mir sonst Ungenauigkeit vorgehalten werden könnte. Und hinreichend präzise Begriffe stellt oft nur das jeweilige Fachchinesisch zur Verfügung. Das finde ich aber okay, denn Fachbegriffe kann auch die Outgroup mit etwas Anstrengung recherchieren.

    Ja, das Recherchieren von Fachbegriffen ist besonders im Internet kaum noch ein Hindernis. Wikipedia, duden.de und Google sind ja nur wenige Sekunden entfernt. Mir ging es bei meinem Hinweis auch eher um Fachbegriffe, die wirklich unnötig sind, weil üblichere Synonyme existieren, die aber nicht ungenauer sind.

    Neulich las ich beim Pendeln im Zug ein literaturtheoretischesBuch („Philosophie des Zufalls I“ von Stanislaw Lem), in dem es nur so wimmelt von Fremdwörtern. Zwar waren die sicherlich nur teilweise überflüssig in obigem Sinne. Jedenfalls wurde das Verständnis sehr erschwert, weil ich die Fremdwörter nicht auf die Schnelle nachschlagen konnte. Bei einem E-Book-Lesegerät mit integriertem Wörterbuch hätte es schon ganz anders ausgesehen. (Vielleicht sollte ich mir auch einfach mal ein Smartphone kaufen: Dann hätte ich Internet oder eine Duden-App.)

  12. JP

    Ich denke ein entscheidender Satz zum Verständnis ist der Erste. Hier wird von „Die Transparenzgesellschaft ist eine Positivgesellschaft“ gesprochen. Das besagt eindeutig, dass es sich hierbei um eine Definition handelt, und das, damit kein kausaler also auch kein irgendwie in der Zeit zu verortender Prozess gemeint ist, sondern vielmehr handelt es sich um eine analytische Aussage.
    Im weiteren, soll dann wohl erklärt werden, was aus einem Ding wird, wenn es Transparent wird. Hier muss dann wohl von einem Zustand der Nicht-Transparenz ausgegangen werden. (So ist das ja wohl auch bei der politischen Forderung nach mehr Transparenz der Fall. Ohne einen angenommenen Zustand der Nicht-Transparenz wäre die Forderung wohl kaum Kampagnen fähig.)
    Gegen Ende kommt der Autor dann zu einigen Normative Aspekten, die nach meiner Auffassung aber auch leicht als solche zu erkennen sind.

  13. Lena Richter

    Ich verstehe was er meint: Transparenz ist ihm zu transparent, weil dann alles so transparent ist. Dagegen will er einen Kontrapunkt setzen, in der passenden Sprache.

    Ich hatte mal eine Freundin, die Sonntags immer in die Kirche ging. Einmal erzählte sie mir, dass der Pfarrer heute eine sehr, sehr schöne Predigt gehalten sie habe. Auf meine Frage, worum es denn gegangen sei, bekam ich die Antwort: das hab ich nicht verstanden.

    Genauso sollte man Philosophie behandeln.

  14. ke Beitragsautor

    @JP:

    Klingt plausibel. Ich denke, so kann man die zitierte Passage in der Tat sinnvoll verstehen. Meine Kritik richtet sich auch weniger gegen Hans Text (der insgesamt schon verständlich ist) als den Stil, dessen er sich (zum Glück nur) in diesen beiden Absätzen befleißigt. Es gibt Texte, die von vorne bis hinten in diesem Stil verfasst sind.

    Aber wo siehst du „normative Aspekte“?

  15. Eike

    @Kris Kelvin: „Obskurantismus“? Oder auch das schöne englische Wort „obfuscation“?

  16. JP

    @ ke:
    „vom Sinn befreit“; „pornografisch werden“; „eine Hölle des Gleichen“; „Anders- und Fremdheit (…) stört“; „die glatte Kommunikation des Gleichen“; „das Andere oder das Abweichende [wird] eliminiert“,
    dies sind nach meiner Auffassung keine beschreibenden, sondern wertenden Aussagen.

  17. Erbloggtes

    Hallo! ke hat eine Schlüsselerkenntnis zum Verständnis der Unverständlichkeit des philosophischen Fachdiskurses bereits vorgetragen; sie wurde auch bereits zitiert:

    Wenn ich über Sachen im Computer- oder Sprachenbereich schreibe, dann will ich zwar die Outgroup nicht ausschließen, habe aber trotzdem die Ingroup als Leser/innen im Kopf: Ich habe das Gefühl, ihr möglichst präzise Begriffe zu schulden, weil mir sonst Ungenauigkeit vorgehalten werden könnte. Und hinreichend präzise Begriffe stellt oft nur das jeweilige Fachchinesisch zur Verfügung. Das finde ich aber okay, denn Fachbegriffe kann auch die Outgroup mit etwas Anstrengung recherchieren.

    Der Text von Han ist klar in einem Code (Fachchinesisch) formuliert. Allerdings handelt es sich nicht um einen allgemeinen Code aller Philosophen. Popper beispielsweise würde sich über solche Sprache, wie gesehen, wahlweise amüsieren oder aufregen.
    Stattdessen demonstriert Han durch seine Sprache zugleich seine Zugehörigkeit zu einer philosophischen Schule und präsentiert eine Analyse, die nur Eingeweihten voll verständlich ist. Ich bin der Ansicht, dass Han sich sprachlich auf die Tradition Adornos beruft. Negativität und Widerständigkeit sind dabei Schlüsselworte. Platt (und ohne die nötige Differenzierung) formuliert, bedeuten Hans Absätze, dass völlige Transparenz faschistisch ist (allerdings in einem unhistorischen Sinne; schließlich marschieren Transparenzforderer nicht in braunen Hemden durch die Straßen) und dass sie die Herrschaft des kapitalistischen Gesellschaftssystems über den Einzelnen verstärkt, indem sie Widerständigkeit beseitigt. (Ihr seht: Die Begriffe Kapitalismus und Faschismus kamen in Hans Formulierung nicht vor. Wenn ich sie verwende, deute ich seinen Text gesellschaftskritisch, nicht kulturkritisch.)
    In dieser Sprache stecken noch eine ganze Reihe von Begründungen für diesen oder jenen Aspekt, Basisüberzeugungen, Hintergründe der Theorie und historische Vorgänger drin, beispielsweise natürlich auch Marx. Das könnte niemand auf wenigen Seiten vollständig ausführen. Insofern betrachtet Han die Sprache, die er wählt, als verständliche und „hinreichend präzise Begriffe“, um dem Publikum, das er vor Augen hat, seine These zu erläutern. (Zusätzlich soll auch die sprachliche Form, die ke analysiert hat, diese Inhalte näher erläutern. Prozesse, Passiva und fehlende identifizierbare Akteure weisen z.B. darauf hin, dass es sich um ein nicht von Personen beabsichtigtes Geschehen handelt, eher eine generelle Tendenz, die keinen messbaren Anfang oder messbares Ende hat.)
    Ich bestreite die Rechtfertigung, die ke für die Verwendung von Fachchinesisch „im Computer- oder Sprachenbereich“ angeführt hat, die aber für eine solche philosophische Fachsprache nicht gilt: „Fachbegriffe kann auch die Outgroup mit etwas Anstrengung recherchieren.“ In manchen Fällen mag das möglich sein. In anderen ist zumindest die Anstrengung eines Studiums notwendig, um Fachbegriffe (und das, worauf sie sich beziehen) selbst mit Rechercheaufwand verstehen zu können.
    In diesem speziellen Fall würde allerdings sicher nicht einmal jedes beliebige abgeschlossene Philosophiestudium zum Verständnis ausreichen. Und die Terminologie kann man auch nicht leicht nachschlagen, wenn man nicht zumindest weiß, dass z.B. Negativität auf Adorno verweist. (Immerhin listet eine Wikipedia-Suche bereits an dritter Stelle den richtigen Artikel: Negative Dialektik. Aber ob der das Verständnis verbessert?) Das ist der starken Ausdifferenzierung der Philosophie geschuldet, und ihrer geringen Einheitlichkeit. Wahrscheinlich ist das in manchen anderen Wissenschaften anders, so dass jeder Absolvent die Schlüsselbegriffe kennt. Bestimmte Strömungen der Philosophie widersetzen sich aber ganz bewusst einer solchen Vereinheitlichung.
    Adorno wäre Standardisierung und Vereinheitlichung der Sprache ein Graus gewesen, da dies auch das Denken vereinheitlichen würde. Und mit vereinheitlichtem Denken kann die bestehende Gesellschaft nicht mehr wirksam kritisiert und verändert werden, da eine Vereinheitlichung die Grenzüberschreitung verhindern würde.
    Nicht zuletzt stammt dieser Aspekt einer „Geheimsprache“ auch aus den praktischen Überlegungen revolutionärer Bewegungen. Wenn man laufend und für alle verständlich die Revolution fordern und Gewalt gegen das gewalttätige System rechtfertigen würde, dann säßen einem Philosophen schnell die Schergen dieses Systems im Nacken. Und Philosophen leben so ungern im Untergrund: Wenn man weglaufen muss, hat man zu wenig Zeit zum Denken.
    Zurück zu Han: Popper und Wittgenstein sind gut, um sich über die Unverständlichkeit dieser Sprache lustig zu machen. Zu ihrem Verständnis tragen sie jedoch nichts bei. Das muss man sich weiterhin lange und hart erarbeiten.
    In diesem Sinne hoffe ich, mehr zum Verständnis der Problematik der Unverständlichkeit beigetragen zu haben, als zum Verständnis der beiden fraglichen Absätze.

  18. tp

    Ich würde JP Recht geben: Das ist klar ein Versuch der Definition, aber assoziativ, also eher eine Proto-Definition (hierzu passen auch die bereits festgestellten normativen Elemente). Da muss man gar nicht Hegel bemühen, das kommt schon in der „wenn“-Struktur zum Ausdruck, meint also als logische Figur eine „wenn-dann“-Beziehung, auch Implikation genannt. Und ja, natürlich – also angesichts des Vokabulars – schwingen Adorno/Horkheimer genauso mit wie Heidegger, Foucault und Derrida und sogar den späten Wittgenstein kann man hier anklingen hören. „Pathos der Distanz“ ist übrigens Nietzsche (muss man alles nicht wissen, um den Text zu verstehen, denke ich). Das ist kein „Geheimcode“, aber auch keine journalistische Sprache, sondern Han pflegt hier eben einen essayistischen Ansatz. Darum wird er auch gebeten worden sein von der Zeit. Deshalb gleich Alarmglocken des Mystizismus oder der Religion anzuschlagen und zu sagen „Philosophie taugt ohnehin nichts“, ist hier m.E. fehl am Platze. Die Positivismus-Debatte sollte doch ausgefochten sein.

  19. memaw

    Ist doch Brainfood meine Lieben. Na gut ich bin auch vorbelastet, weil ich Deutsche Philologie studiere. Ich störe mich daran nicht so sehr – verstehen tue ich das alles. Was nichts an der Tatsache ändert, dass man das alles auch in 2 Sätzen zusammenfassen kann – derartige Schriftstücke sagen also viel mehr etwas über die Überheblichkeit und das Sich-selbst-zu-wichtig-ehmen des Autors aus als über den Leser.

  20. David

    Was nichts an der Tatsache ändert, dass man das alles auch in 2 Sätzen zusammenfassen kann

    Selbstverständlich, denn schließlich läßt sich jeder endliche Text in einen einzigen Satz umformen, wenn man das „und“ nur fleißig unden läßt. Dem Autor des Ausgangsbeitrags hättest Du, vermute ich, einen größeren Gefallen getan, wenn Du statt dieser Banalität mal die zwei Sätze hingeschrieben hättest.

  21. ThorstenV

    „Schließlich die Konjunktion wenn, ein weiterer Grundpfeiler dieser Geheimsprache. Sie bedeutet hier sicher mehr, als dass Dinge zur gleichen Zeit stattfinden. Aber was? Kausation, Korrelation, Definition? Wird Transparenz durch das Abstreifen jeder Negativität verursacht? Oder treten Transparenz und das Abstreifen jeder Negativität typischerweise gemeinsam auf?“

    Mit Verlaub, fragen Sie sowas auch, wenn Sie lesen „Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde.“? Haben Sie die beiden „wenn“ in dem verstanden, was ich gerade geschrieben hab? Dann gibt es noch Hoffnung für Sie. Ein bisschen Bemühen um Mitdenken darf schon sein.

  22. Kris Kelvin

    @Erbloggtes

    Adorno wäre Standardisierung und Vereinheitlichung der Sprache ein Graus gewesen, da dies auch das Denken vereinheitlichen würde.

    Was hätte denn eine nicht unnötig komplizierte Ausdrucksweise gleich mit „Vereinheitlichung des Denkens“ zu tun? Diese Befürchtung klingt wie eine schlechte Ausrede. Dass vermutlich 95% der Zeit-Leser den entsprechenden Absatz überhaupt nicht verstanden haben, weil sich der Autor unnötig unverständlich ausdrückt, dafür gibt es meines Erachtens keine Rechtfertigung.

    Nicht zuletzt stammt dieser Aspekt einer “Geheimsprache” auch aus den praktischen Überlegungen revolutionärer Bewegungen. Wenn man laufend und für alle verständlich die Revolution fordern und Gewalt gegen das gewalttätige System rechtfertigen würde, dann säßen einem Philosophen schnell die Schergen dieses Systems im Nacken.

    Dieses Argument ergibt aber nur Sinn, wenn der Autor tatsächlich ständig zur Revolution aufrufen, und er in ständiger Angst vor der politischen Verfolgung leben würde. Das anzunehmen ist aber sowohl bei Adorno als auch bei Han offensichtlich absurd.

    Popper und Wittgenstein sind gut, um sich über die Unverständlichkeit dieser Sprache lustig zu machen. Zu ihrem Verständnis tragen sie jedoch nichts bei. Das muss man sich weiterhin lange und hart erarbeiten.

    Über Wittgenstein kann ich nichts sagen (dachte bisher, er neige auch zu recht komplizierter Sprache). Aber Popper macht sich nicht einfach lustig über die Unverständlichkeit, er kritisiert sie! Das Problem liegt nicht an den zahllosen Lesern, die alle zu wenig „lange und hart arbeiten“ sondern an dem, der nicht in der Lage oder willens ist, sich verständlich auszudrücken.

  23. ThorstenV

    „Wenn Heidegger z.B. sagt „das Nichts nichtet“ klingt das sicherlich gut und schlau. Nimmt man ihn beim Wort – was man wohl eher lassen sollte – wäre die beste Entgegnung darauf: “Klar. Und das Und undet, nicht wahr” (Kann mich leider nicht an die Quelle für diesen Punkt erinnern).“

    Passt eher nicht, da Heidegger vom Nichts spricht, nicht vom nicht. War wohl Nichts.

  24. ThorstenV

    „Aber Popper macht sich nicht einfach lustig über die Unverständlichkeit, er kritisiert sie!“

    Ausgerechnet Popper, der sich sein Leben lang geweigert hat, einzusehen, dass seine „Entdeckung“ dass sicher Falsifikation (vgl. schon Logik der Forschung) i.G. zur sicheren Verfikation möglich sei, gesteigerter Unfug ist und dies mit so feinen Methoden, wie Ignorieren der Gegner, Verleumden, Rabulistik etc. verteidigt hat.

    „Das Problem liegt nicht an den zahllosen Lesern, die alle zu wenig “lange und hart arbeiten” sondern an dem, der nicht in der Lage oder willens ist, sich verständlich auszudrücken.“

    Das Problem bei Popper liegt daran, dass er ein Kultführer statt kritischer Philosoph war. Dementsprechend erfolgreich wie erbärmlich.

  25. Erbloggtes

    @Kris Kelvin: Danke für die Auseinandersetzung. Ich hatte gar nicht die Absicht, irgendetwas zu rechtfertigen, insbesondere nicht, in welcher Sprache man mit der Zeit-Leserschaft kommunizieren sollte. Daher habe ich auch keine Argumente zu liefern versucht, die absurd sein könnten. Auch wollte ich Popper nicht absprechen, dass er solche Sprache (durch das Sich-lustig-Machen oder darüber hinaus) kritisiert. Wittgenstein bemühte sich (im Gegensatz zu Adorno) um Eindeutigkeit der Sprache, was seine Sprache meiner Empfindung nach nicht verständlicher machte.

    Ich sehe nicht das Problem, welches Sie ansprechen, das an dem liege, der nicht willens oder in der Lage sei, sich verständlich auszudrücken. Verstößt jemand gegen ein Gesetz, eine Konvention oder eine moralische Pflicht, wenn er „Geheimsprache“ spricht? Oder sehen Sie auch ein Problem darin, wenn in Deutschland nicht alle Gespräche in Deutsch geführt werden?

    Ich dachte auch eigentlich nicht, dass es in diesem Blogartikel und der Diskussion darunter darum ginge, schwer verständliche Sprachstile zu verteidigen oder zu kritisieren. Ich dachte, es gehe darum, sich ein bisschen darüber lustig zu machen und ansonsten zu verstehen, was uns Autoren damit sagen wollen, wenn sie so schwierig schreiben, und warum sie das tun.

    Aber das habe ich wohl anders verstanden als Sie. Nichts für ungut. Das werfe ich Ihnen nicht vor. Es irritiert mich eher, dass hier andere das Bedürfnis haben, zu posten wie doof sie diese oder jene Denkrichtung finden.

  26. David

    Es irritiert mich eher, dass hier andere das Bedürfnis haben, zu posten wie doof sie diese oder jene Denkrichtung finden.

    Wirklich? Das ist doch der natürliche Lauf der Dinge.

  27. Erbloggtes

    @David: Ja, wirklich. Vielleicht, weil ich davon ausgegangen bin, dass es darum ginge, etwas besser zu verstehen. Dabei ist es nicht meine Erfahrung, dass bloßes Dooffinden hilfreich oder natürlich ist. Zumal eigentlich vor der fundierten Ablehnung das Abgelehnte erst mal verstanden werden müsste.

  28. David

    @ThorstenV

    „dies mit so feinen Methoden, wie Ignorieren der Gegner, Verleumden, Rabulistik etc. verteidigt hat.“ — Wo hat er das getan? Ich dachte auch bisher, Popper hätte die Unmöglichkeit endgültiger Falsifikation irgendwann zugestanden.

  29. David

    Vielleicht, weil ich davon ausgegangen bin, dass es darum ginge, etwas besser zu verstehen.

    Was ke betrifft gehe ich auch davon aus. Die bis zum generalisierten „Philosophie ist sooo scheiße!“ anschwellenden Hintergrundgeräusche gibt’s halt immer. Die habe ich hier schon kommentiert. Unter diesem Beitrag wollte ich ursprünglich gar nichts schreiben, da ich zur Klärung der Ausgangsfrage nichts brauchbares beitragen kann.

  30. Kris Kelvin

    Ich dachte auch eigentlich nicht, dass es in diesem Blogartikel und der Diskussion darunter darum ginge, schwer verständliche Sprachstile zu verteidigen oder zu kritisieren. Ich dachte, es gehe darum, sich ein bisschen darüber lustig zu machen und ansonsten zu verstehen, was uns Autoren damit sagen wollen, wenn sie so schwierig schreiben, und warum sie das tun.

    Dass es ke nicht ums Lustigmachen ging, hatte er ja ausdrücklich gesagt. Und dass er die Verschleierung nicht gutheißt, hatte ich aus den letzten Sätzen auch rausgelesen. Muss ich wirklich noch weiter begründen, warum „Verschleierung“ oder „Mystizismus“ (siehe mein dazu Beitrag weiter oben) verwerflich ist? Ja, ich bin der Ansicht, dass Sprache ein Mittel der Kommunikation ist, die aber verhindert wird, wenn das Geschriebene unnötig nur für einen kleinen Kreis von Insidern beschränkt wird.

  31. Erbloggtes

    Deine letztgenannte Ansicht krankt an der Subjektivität des Wortes „unnötig“. Der Autor mag es nötig finden, seine Worte an ein spezifisches Publikum zu richten. Er mag es auch nötig finden, sich dafür aus verschiedenen Gründen, die ich oben skizziert habe, einer „Geheimsprache“ zu bedienen.

    Aber Du findest, dass solches nicht jedem verständliches Sprechen in jedem Fall verwerflich ist? Unterstellst Du als einziges mögliches Motiv das oben von Dir ins Spiel gebrachte „Eindruck schinden“?

    @David: Danke für die Erläuterung!

  32. ke Beitragsautor

    @ThorstenV

    “Schließlich die Konjunktion wenn, ein weiterer Grundpfeiler dieser Geheimsprache. Sie bedeutet hier sicher mehr, als dass Dinge zur gleichen Zeit stattfinden. Aber was? Kausation, Korrelation, Definition? Wird Transparenz durch das Abstreifen jeder Negativität verursacht? Oder treten Transparenz und das Abstreifen jeder Negativität typischerweise gemeinsam auf?”

    Mit Verlaub, fragen Sie sowas auch, wenn Sie lesen “Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde.”? Haben Sie die beiden “wenn” in dem verstanden, was ich gerade geschrieben hab? Dann gibt es noch Hoffnung für Sie. Ein bisschen Bemühen um Mitdenken darf schon sein.

    Was für eine unpädagogische Antwort! Ich habe ja oben ausdrücklich geschrieben, dass ich es nicht verstehe. Sie dürfen mir das glauben. Wenn das für Sie trivial ist, erklären Sie es bitte. Die anderen beiden wenn’s verstehe ich ohne Probleme, aber bei denen ist es auch a priori unwahrscheinlich, dass sie einer philosophischen Fachsprache entstammen, die ich mangels entsprechender Bildung nicht beherrsche.

    JP, Erbloggtes und tp haben sich erfreulich konstruktiv darum bemüht, mir zu erklären, was Han vermutlich meint. Danke! Aber offen gesprochen, ungefähr diese Vermutungen hatte ich mir schon selbst zusammengereimt. Das Problem: Es sind eben nur Vermutungen. Und sie werfen Fragen über die intellektuelle Redlichkeit von Hans Text auf. Wenn er Transparenz definiert, und das mit recht eindeutig negativ konnotierten Worten, und im gleichen Artikel die Transparenz kritisiert, kritisiert er dann nicht einen Strohmann? Das wollen wir nicht annehmen, er wird also mit einem bereits bekannten Begriff Transparenz arbeiten, dann kann es aber nicht sein, dass er ihn erst definiert. Also doch eine Aussage darüber, was Transparenz notwendigerweise mit sich bringt? Aber wo bleiben dann die Belege dafür? Und so weiter. Wenn ich einen Text genau verstehen will, entspringt das auch dem Bemühen, das Bestmögliche von seinem/r Autor/in zu denken.

    Ich vermute, dass auf die Fragen, die ich stelle, weder Han noch sein/e intedierte/r Leser/in eine eindeutige Antwort hätte. Dass also der Text hinsichtlich dieser Dinge tatsächlich schwammig und unspezifisch ist. Ein Rant, ein Mäander. Assoziativ. Es ginge dann nicht mehr ums Verstehen, sondern um unterschiedliche Maßstäbe bei der Bewertung politischer Sachtexte. Ich kann Ungenauigkeit und Abstand von den Fakten gerade bei politischen Sachtexten, die jemanden angreifen, nicht besonders leiden, und es bereitet mir Unbehagen, wenn man solche Texte ernst nimmt.

    Viel von dem oben Gesagten müsste ich zumindest in Bezug auf Han zurücknehmen, wenn mir jemand meine eigentliche Frage mit Ja, und zwar… beantworten könnte:

    Hat dieses Präsens, haben diese Prozessbeschreibungen, hat dieses wenn in der Philosophie eine konventionelle technische Bedeutung? Wissen Fachleute, wie sie es zu interpretieren haben?

  33. David

    „Das wollen wir nicht annehmen, er wird also mit einem bereits bekannten Begriff Transparenz arbeiten, dann kann es aber nicht sein, dass er ihn erst definiert.“

    Er könnte seinen Inhalt – oder Teile davon – auch zu explizieren versuchen. So etwas wird auch oft als Definition bezeichnet, und ich vermute, das war auch gemeint, als von Definitionen gesprochen wurde.

  34. JP

    @ke:
    Deine Frage wurde bereits beantwortet. tp sagt:
    18. Januar 2012 um 01:07 „das kommt schon in der “wenn”-Struktur zum Ausdruck, meint also als logische Figur eine “wenn-dann”-Beziehung, auch Implikation genannt.“
    Das „wenn“ hat hier eine ganz spezielle Funktion, nämlich die eines logischen Operator.
    Die Implikation besagt, wenn ein „X“ die Eigenschaft „p“ hat, dann hat „X“ auch die Eigenschaft „q“. Auf den Fall übertragen bedeutet es, dass wenn ein Ding die Eigenschaft hat, transparent zu sein, dann hat dieses Ding auch die Eigenschaft rein Positiv zu sein und ohne jede Singularität zu sein usw.
    Es wird der Präsens verwandt, weil es sich um eine Aussage über einen Begriff handelt, die gewissermaßen zeitlos ist.
    Und mit dem „werden“, möchte der Autor vermutlich darauf hinweisen, das wenn etwas Transparent sein soll, dann auch immer andere Eigenschaften geschaffen werden müssen.
    Ich gebe mal ein Beispiel:
    Alle Jobs dieser Welt sind voneinander in undenlich vielen Punkten unvergleichbar. Daher lassen sie sich eigentlich nicht vergleichen es ist also nicht Transparent. Es gibt aber einig Parameter, die vergleichbar sind und sich z. B. in Zahlen ausdrücken lassen, die objektiv sind (Bezahlung, Arbeitszeit).
    Wenn wir Jobs vergleichen wollen (um etwa herauszufinden, welcher der bessere ist), dann benutzen wir die Punkte, die sich in Zahlen ausdrücken lassen. So können wir also Transparenz herstellen. Oder es erscheint uns zumindest so. Wollten wir tatsächlich dafür sorgen, dass sich zwei Jobs miteinander vergleichen lassen, müssten wir alle Eigenschaften, die nicht vergleichbar sind entfernen; „die Singularität wird abgelegt“.
    Der Autor gibt meiner Meinung nach zu bedenken, dass wenn wir versuchen eine absolut transparente Gesellschaft zu schaffen wir die Eigenschaften, die einen Gegenstand einzigartig machen, abschaffen müssten. Eine „Hölle des Gleichen“ wäre dann die Folge.

  35. Erbloggtes

    @ke: Ich finde es etwas ärgerlich, wenn Sie zuerst behaupten „Ich habe ja oben ausdrücklich geschrieben, dass ich es nicht verstehe. Sie dürfen mir das glauben.“ und dann sagen: „Aber offen gesprochen, ungefähr diese Vermutungen hatte ich mir schon selbst zusammengereimt.“

    Im Text bekundeten Sie: „Ich will mich hier nicht nur lustig machen über einen schwierigen Schreibstil. Ich verstehe aufrichtig nicht, was gemeint ist.“ Wenn Sie dann aber zum Ausdruck bringen, dass Sie doch das Gemeinte verstehen, jedenfalls in Form ungefährer Vermutungen, dann ziehe ich daraus zwei Schlüsse:

    1. Sie halten Sprache für etwas, das eindeutig einsetzbar ist und Verstehen für etwas, das absolut sein kann.

    2. Ihre Absicht bestand nicht aus einem Teil Lustig-Machen und einem Teil Verstehen-Versuchen, sondern aus einem Teil Lustig-Machen und einem Teil Kritik an Sprache, die Ihren Vorstellungen gemäß 1. nicht entspricht.

    Dann muss ich Ihnen sagen, dass ich Sie nicht richtig verstanden habe, weil Sie offenbar keine Tipps wollten, wie man dem Verstehen des Textes näher kommen könnte, sondern Übersetzungen in eine vermeintlich eindeutige Sprache. Jetzt könnte ich Ihnen natürlich vorwerfen, dass Sie einen so unverständlichen Sprachstil pflegen, dass ich Sie nicht verstanden habe. Oder ich könnte Ihnen vorwerfen, dass Sie einen so unverständlichen Sprachstil pflegen, dass ich Sie nicht verstanden habe, und zugleich behaupten, dass das ein schlechter Sprachstil sei.

    Stattdessen gebe ich Ihnen den Lesetipp Die Zwei Kulturen von C.P. Snow. Witze übereinander machen, das geht auch nach 50 Jahren noch sehr gut. Für die Überwindung des Grabens ist aber zumindest der Versuch notwendig, ihn zu überwinden. Die Haltung „auf meiner Seite ist’s aber schöner, kommt Ihr doch“ hilft da nicht weiter.

  36. ThorstenV

    @ David

    Ich bezog mich auf die Auseinandersetzung mit diversen Gegner in denen er deren Position systematisch falsch darstellte, um auf Strohmänner einzudreschen. Nicht nur zur Frage der Falsifikation sondern auch zu seiner irrationalen Abneigung gegen den Determinismus, für den man angeblich kein Argumente bringen könnte, da dies selbstwidersprüchlich sei.

    Was bitte soll „letztliche Falsifikation“ sein? Das „letztlich“ erscheint mir entbehrlich. Entweder ist etwas falsifiziert/falsifizierbar oder nicht. Ist es letztlich nicht falsifiziert bzw. falsifizierbar, ist es eben nicht falsifiziert bzw. falsifizierbar. Poppers Rumgedruckse wenn er mal nicht mehr ausweichen konnte, kann man mangels Klarheit des Ausdrucks so oder so sehen.

    Insb. ist nicht etwa Verifikationen irgendwie „strikter“ unmöglich und Falsifikation nur irgendwie „letztlich“. Beide sind unmöglich. Mehr ist da nicht zu sagen.

  37. Kilian Evang Beitragsautor

    @Erbloggtes:

    Ich finde es etwas ärgerlich, wenn Sie zuerst behaupten “Ich habe ja oben ausdrücklich geschrieben, dass ich es nicht verstehe. Sie dürfen mir das glauben.” und dann sagen: “Aber offen gesprochen, ungefähr diese Vermutungen hatte ich mir schon selbst zusammengereimt.”

    Zugegeben, das klingt nach einem Widerspruch. Aber es ist keiner, denn mit ich verstehe es nicht meine ich nicht, dass mir nichts dazu einfällt, was die beiden Absätze bedeuten könnten. Sondern ich meine, dass ich Anhaltspunkte vermisse, um unter den vielen möglichen Bedeutungen die gemeinte auszuwählen. (Mir ist dieser Unterschied selbst erst während des Schreibens meines letzten Kommentars aufgefallen und erst danach so richtig klargeworden, sonst hätte ich deutlicher darauf hingewiesen.)

    Zum Beispiel der Satzbau X, wenn Y. Wenn das Implikation ist, wie JP sagt, kann es nach meinem Sprachgefühl Y → X bedeuten oder aber Y ↔ X. Was JP darunter versteht, X → Y, kann es nach meinem Sprachgefühl nicht bedeuten. Eine eindeutigere Formulierung wie Transparenz bedingt das Abstreifen jeder Negativität (X → Y) oder das Abstreifen jeder Negativität führt unweigerlich zu Transparenz (Y → X) oder Transparenz herrscht genau dann, wenn jede Negativität abgestreift wird (X ↔ Y) würde solche Ungewissheit nicht aufkommen lassen.

    Will Han diese Dinge offen lassen? Wenn ja, warum?

    1. Sie halten Sprache für etwas, das eindeutig einsetzbar ist und Verstehen für etwas, das absolut sein kann.

    Nope. Aber Texte können in sehr unterschiedlichem Maße vieldeutig sein, und die beiden zitierten Absätze und stilistisch ähnliche Texte bewegen sich innerhalb dessen, was ich so gewohnt bin, sehr dicht am vieldeutigen Extrem.

    2. Ihre Absicht bestand nicht aus einem Teil Lustig-Machen und einem Teil Verstehen-Versuchen, sondern aus einem Teil Lustig-Machen und einem Teil Kritik an Sprache, die Ihren Vorstellungen gemäß 1. nicht entspricht.

    Und einem Teil Hoffnung, sie würde meinen Vorstellungen gemäß 1. doch entsprechen und es wäre nur mir unbekannte, aber doch (relativ) eindeutige Fachsprache, die mich daran hindert, es zu sehen.

    weil Sie offenbar keine Tipps wollten, wie man dem Verstehen des Textes näher kommen könnte

    Richtig, das war zumindest nicht mein Hauptanliegen.

    sondern Übersetzungen in eine vermeintlich eindeutige Sprache

    Ich habe hier in den Kommentaren zahlreiche Übersetzungen in eine eindeutigere Sprache angeboten gekommen, aber wenig schlagkräftige Argumente dafür, dass es jeweils auch das ist, was Han meint, d.h. ich bin von der Richtigkeit der Übersetzungen nicht so überzeugt. Was ich eigentlich will, ist noch etwas anderes – idealerweise den Verweis auf eine Art Kodex dieser Fachsprache, in der die Bedeutungen der genannten sprachlichen Ausdrucksmittel mit einer gewissen Verbindlichkeit festgeschrieben sind…

    Aber wenn ich Ihren ersten Kommentar hier noch mal lese…

    In dieser Sprache stecken noch eine ganze Reihe von Begründungen für diesen oder jenen Aspekt, Basisüberzeugungen, Hintergründe der Theorie und historische Vorgänger drin, beispielsweise natürlich auch Marx. Das könnte niemand auf wenigen Seiten vollständig ausführen.

    …dann beginnt mir einzuleuchten, dass die Kenntnis dieser Hintergründe und Vorgänger (und wohl nur sie) die Verständnislücken womöglich schließen könnte.

    Stattdessen gebe ich Ihnen den Lesetipp Die Zwei Kulturen von C.P. Snow.

    Klingt sehr interessant, danke! Dem Tipp werde ich nachgehen.

  38. Kris Kelvin

    @Erbloggtes:

    Aber Du findest, dass solches nicht jedem verständliches Sprechen in jedem Fall verwerflich ist? Unterstellst Du als einziges mögliches Motiv das oben von Dir ins Spiel gebrachte “Eindruck schinden”?

    Wie oben schon ein paar mal betont, halte ich es sogar für wahrscheinlich, dass sich Viele gar nicht bewusst sind, dass sie sich derart unverständlich ausdrücken, und dass das ein wesentliches Problem darstellt. Das macht dieses Verhalten aber nicht besser.

    Ein einleuchtendes Argument, das in bestimmten Fällen dafür spricht, sich seiner Sprache absichtlich verschleiernd und verschwurbelt zu bedienen, habe ich noch nicht gehört. Die angebliche Angst vor politischer Verfolgung wäre in unserem Fall, wie gesagt, an den Haaren herbeigezogen.

  39. Erbloggtes

    @Kris Kelvin: Dann müssen Sie/musst Du (ich verquirle das hier nicht, um Anerkennungsabstufungen auszudrücken) meinen ersten Beitrag nochmal lesen. Für manche Leser ist Hans Text eben verständlich und zugleich informativer, als ihn irgendjemand in zwei Absätzen reformulieren könnte.

    @ke: Richtig, Hintergründe und Vorgänger helfen beim Verständnis. Danke für das Verstehensbemühen! Nein, einen solchen Kodex kenne ich nicht. (Zu Kant z.B. gibt es das, aber zu Adorno macht das wenig Sinn.)

    Verstehen ist ein niemals abgeschlossener Prozess. (In einer eindeutigen Sprache müsste man aber das Wort Prozess bereits als notwendigerweise einen Anfang und ein Ende implizierend definieren.) Und letztgültig richtiges Verstehen gibt es nicht.

    Zu Ihren formallogischen Überlegungen: In der Tradition Hegels (der in der Diskussion auch schon mal ins Spiel gebracht wurde) würde man gegen die Sinnhaftigkeit solcher Formalisierungsversuche die Dialektik anführen. Der verlinkte Wikipedia-Artikel skizziert kurz Dialektik bei Hegel, Marx, Popper und Adorno. Letztere prallen dann im Positivismusstreit aufeinander. Und den könnte man vielleicht als Abbild des Konflikts der „zwei Kulturen“ Snows innerhalb der Philosophie betrachten.

    Hans Stil kann man in jedem Fall als dialektisch bezeichnen. Nur, was das genau bedeutet, das muss offen bleiben.

  40. Kilian Evang Beitragsautor

    Verstehen ist ein niemals abgeschlossener Prozess. (…) Und letztgültig richtiges Verstehen gibt es nicht.

    Das ist aber kein Grund, sich nicht nach Kräften darum zu bemühen, verstanden zu werden. Es rechtfertigt den Stil von Hegel, Adorno und Konsorten ebensowenig wie den Chirurgen, der sich nicht die Hände wäscht, weil Asepsis niemals vollständig ist. (Wie ich bereits zugestanden habe, mag es dafür indes andere Rechtfertigungen geben.)

    In einer eindeutigen Sprache müsste man aber das Wort Prozess bereits als notwendigerweise einen Anfang und ein Ende implizierend definieren.

    Wie bitte? Man kann das Wort Prozess in einer eindeutigen Sprache definieren, wie man will, es darf auch Elefant bedeuten. Oder etwas, das kein Ende und keinen Anfang hat.

    Zu Ihren formallogischen Überlegungen: In der Tradition Hegels (der in der Diskussion auch schon mal ins Spiel gebracht wurde) würde man gegen die Sinnhaftigkeit solcher Formalisierungsversuche die Dialektik anführen.

    Dialektik scheint ja ein sehr weites Feld zu sein; in welcher Ausprägung und wie zieht sie die Sinnhaftigkeit von Versuchen in Zweifel, Aussagen formallogisch auszudrücken?

  41. Hannah

    Ihr seid süss wie ihr euch selbst erniedrigt. Oh nein, ich werde nicht. Jeder Moment eines inhaltlichen Einlassens auf diese absurde Diskussion ist mehr als verschwendet. Soziologisch aber durchaus interessant. Psychologisch ohnehin. Kleine dumme verzweifelte Spießer. Die feminine Form lasse ich hier mal bewusst fort.

  42. Erbloggtes

    Angst vor denkenden Männern? Verniedlichung und Intellektualisierung als Mechanismen der Angstabwehr? Selbstwerterhöhung durch Erniedrigung anderer? Warum werden Frauen diskriminiert?

  43. Pingback: Blogspektrogramm (10) « [ʃplɔk]

  44. Laubeiter

    Ich habe diese Seite über google gefunden. Ich finde Hans Stil unwissenschaftlich. ich finde, er dichtet. Untersuchen tut er nicht. Nicht mal beschreiben. Mein Stil ist etwas tumb, ich kann nicht sagen, ob mit Absicht oder aus Mangel an Können. Aber ich bin wirklich froh, hier einen Text gefunden zu haben, der das Unbehagen an Hans Art zu schreiben und den Zweifel daran ausgeführt werden, ob die Aussagen in einer nachvollziehbaren, argumentativen Art zustandekommen. Ich habe auch schon versucht, Abschnitte von Han auf Worthäufigkeit zu testen. Mir fehlt bei Han das Wort weil.

  45. Erbloggtes

    Han kam in der FAS in einem Interview mit R. Hank nochmal (zum Transparenzthema) zu Wort (nicht online?). Der Physiker und Projektmanager einer Internet-Agentur SurfGuard hat ihn da immerhin so gut verstanden, dass er ihn kurz zusammenfassen konnte:

    „Prof. Han darf sich wortreich darüber auslassen, wie gesellschaftlich bedenklich eine völlige Transparenz der Bürger wäre. Er stellt dar, dass Transparenz und Vertrauen gegensätzliche Pole seien, dass eine vollständig transparente Gesellschaft den Wert des Vertrauens verlöre und wirtschaftspolitisch gerade dem Neoliberalismus Vorschub leiste.“[1]

    Noch kürzer fasst Rezensent Uwe Ebbinghaus Hans Buch „Transparenzgesellschaft“ zusammen:

    „Piraten mag er gar nicht: Byung-Chul Han findet Transparenz pornographisch und überhaupt alles schrecklich.“[2]

    NB: Piraten kennt er wohl auch nicht.

  46. surfguard

    Zunächst mal danke für die Erwähnung. Ob meine Zusammenfassung wirklich eine Zusammenfassung ist, weiß ich nicht. Letztlich verstehe ich Prof. Han so: Vollständige Transparenz einer Gesellschaft, das heißt jedes Bürgers, führt zu Uniformität, und die ist faschistisch.

    Ich würde Han also nicht in vollen zwei Sätzen zusammenfassen, sondern in einem Wort: Orwell. (Das geht aber natürlich nur, weil Orwell schon so viele Worte geschrieben hat.)

    Zum Thema Fachsprache:
    Ich bin Physiker. (Will sagen: Ich habe mal Physik studiert, und das Dipom nimmt mir keiner mehr, auch wenn es schon einige Jahre alt ist.) Als Physiker lernt man, komplexe Sachverhalten auf einfachste Grundgesetze zu abstrahieren. Man lernt im Studium aber auch, dass man zur konkreten Vorhersage von Experimenten wieder sehr kompliziert werden muss und dazu eine hochformalisierte Fachsprache benötigt, nämlich die Mathematik.

    Die Frage ist nun, mit wem man spricht. Wenn ich die Quantenphysik einem Laien erklären will, lenke ich den Blick auf die einfachen Grundgesetze und formuliere sie in menschlicher Sprache. Diskutiere ich mit einem Physiker über ein konkretes Problem, schreibe ich vielleicht kurz was in Bra-Ket-Notation auf einen Zettel.

    Für einen Artikel in der „Zeit“ würde ich nun aber immer allgemeinverständliche Sprache wählen, nie eine Fachnotation. Und das, finde ich, kann man Prof. Han durchaus vorhalten.

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