Archiv der Kategorie: Welt

Schwappende Trends

Es ist interessant, zu beobachten, wie die Trends von den Metropolen in die Käffer schwappen, mit einer Zeitversetzung, nach der man die Uhr stellen kann. Letztes Jahr bin ich von Düsseldorf nach Wuppertal gezogen und erlebe jetzt, wie sich hier alles wiederholt, was ich dort schon erlebt habe: Damals dort die Radschläger-Skulpturen, jetzt hier die Pinguinale. Damals dort die Aktion „Düsseldorf liest ein Buch“, jetzt hier die Aktion „Wuppertal liest ein Buch“.

Wenn ich von Metropolen und Käffern schreibe, so ist das natürlich relativ zu verstehen. Bestimmt hätte ich dasselbe bei einem Umzug von Berlin nach Düsseldorf, von Wuppertal nach Olpe oder von Opladen nach Berlin erlebt.

Flash V. 1.5

Haltestellen-Display in einem Bus, zeigt „Flash V. 1.5 13 1 0100000“ oder so ähnlich (sehr verwackelt)“

Was denn? Versuchen Sie mal, nachts in einem fahrenden Bus zu fotografieren. Der Punkt ist, dass das bekannte Produkt Flash aus dem Hause Macromedia in seiner frühen Version 1.5 natürlich noch nicht so viel konnte wie aktuelle Versionen. Es machte noch keine multimedialen Websites für Computerbildschirme, sondern – eher textbasiert – Haltestellen-Anzeigen für Displays in öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier sieht man es gerade splashen.

Zeitgenössische Schokoladik (1-3)

  1. yes, die kleine Torte, scheint ohne genauen Ersatz vom Markt verschwunden zu sein.
  2. Die Firma Gubor druckt unverbindliche Preisempfehlungen auf die Packungen ihrer pralinenähnlichen Erzeugnisse. Das ist unüblich und in diesem Fall sehr dumm: Die Tafeln eignen sich ja im Prinzip als Geschenke, und die Sitten des Abendlandes verlangen die Geheimhaltung des Geschenkpreises vor dem Beschenkten. Cleverer geht die Firma Lindt vor: Sie macht das Preisschild bei Edelschokoladen durch Perforation leicht heraustrennbar.
  3. Das Gesicht von Günter Euringer, eine Ikone, ist von der Packung der kinder Schokolade verschwunden und durch einen Buben mit Gel in den Haaren ersetzt worden. Das könnte einem doch durchaus einen Boykott bis in alle Ewigkeit wert sein, oder? In der just verstrichenen Umbruchphase, da alte und neue Packungen noch nebeneinander im Regal standen, noch einmal die alte zu kaufen, wäre damit allerdings nicht konform gegangen – ich habe überprüft, ob sich die Strichcodes unterscheiden. Sie tun es nicht.

Models

Models hießen früher Mannequins und hatten keine Namen, waren nicht prominent und wurden nicht in Fernsehshows eingeladen. Weibliche Models veranstalten heute Spendengalen und werden auf Listen wichtiger Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geführt. Bei männlichen Models hat sich nichts geändert.

Max Goldt vermutete einmal, das liege daran, dass Männer nur auf das Aussehen achten: Eine quäkige Stimme oder ein uncharmantes Gebahren würden der Beliebtheit eines weiblichen Models keinen Abbruch tun. Frauen seien anspruchsvoller und daher sei man bei männlichen Models vorsichtiger, sie anders zu präsentieren als durch die Linse einer still camera.

Nö, ich glaube, es liegt am Sexismus: Mit ihrem Aussehen Geld zu verdienen, ist für eine Frau doch ein toller Beruf. Die hat es geschafft, ist schon eine richtige Karrierefrau. Für einen Mann ist so ein kindischer Beruf aber nicht akzeptabel. Ein männliches Model wird als eine Art Gigolo betrachtet. Es kann durchaus mal in einer Talkshow auftreten, wird dann aber eher zwischen einem von Kopf bis Fuß Gepiercten und einem Schnupftuchfetischisten auf der Couch sitzen, nicht zwischen Veronica Ferres und Mick Jagger.