Archiv der Kategorie: Welt

Hitler

Amerikaner reden gerne über Hitler. Keine amerikanische Fernsehserie, in der er nicht seinen Auftritt gehabt hätte. „Hitler!“ schallt es von den Wolkenkratzerwänden Manhattans wider. „Hitler!“, muhen die Kühe in Nevada. „Hüüütlååå!“, tutet der Mississippidampfer. „Hitler, Hitler!“, klackern die Kugeln des texanischen Revolverhelden. Das war jetzt ein bisschen übertrieben. Die lautere Wahrheit ist hingegen folgender Dialog aus dem Film Das Netz. Der deutsche Dokumentarfilmer Lutz Dammbeck interviewt einen älteren amerikanischen Gelehrten über Ted Kaczynski, den berüchtigten „Unabomber“, der zwischen 1978 und 1995 Briefbomben verschickte und schließlich ein Manifest wider den technischen Fortschritt veröffentlichte:

  • What do you think about Ted Kaczynski?
  • He’s a madman.
  • But he’s a scientist. He studied maths in Harvard.
  • So what? Hitler was an artist. He studied in Vienna.
  • Did you read his manifesto?
  • You mean Mein Kampf?
  • No, I mean the Unabomber manifesto.

Family Guy

Am Anfang der Family-Guy-Folge Untitled Griffin Family History beleidigt Peter Griffin meinen Filmgeschmack, indem er The Butterfly Effect so furchtbar findet, dass er sich einen Panikraum baut, um sich vor dem Film zu verkriechen. Am Ende der Folge macht er es aber wieder gut, indem er – als letztes Geständnis vor dem scheinbar nahen Tode – seiner heftig protestierenden – „It’s just the perfect movie!“ – Familie gesteht, dass er Der Pate nie gemocht hat. Richtig so!

Kronloyal

Eine verbesserte Version dieses Artikels findet sich unter Kronloyal (Remastered).

Aus dramaturgischen Gründen geänderte Reihenfolge: unpolitisch – Kommunist – sehr links – grün – links – Mitte links – liberal – Mitte rechts – rechts – konservativ – kronloyal – auf dieser Skala kann man beim StudiVZ für sein Profil seine politische Richtung angeben. Mit der Wortschöpfung „kronloyal“ ist dem StudiVZ, wahrscheinlich unbeabsichtigt beim Juxen – es kokettierte in seiner Anfangszeit spaßeshalber und zu meinem Vergnügen auch mit Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit – ein erstklassiger Schnappschuss vom Zeitgeist gelungen. Viele Studenten scheinen sich dieses Prädikat mit Begeisterung an die Brust zu heften. Kronen, also feudale Insignien, zieren Gesäßtaschen und Tops von Jugendlichen. Jugendliche bitten darum, an die Kandare genommen zu werden, und die Zahl der Pädagogen, die bereit sind, das zu tun, wächst. Diese sind dann „modern“. Es läuft unter Schlagwörtern wie „Disziplin“ und „Manieren sind wieder ‚in'“. Viel einfacher, als in Eigenverantwortung dafür zu sorgen, ein guter Mensch zu sein, ist es, sich Autoritäten zu unterwerfen. Dass Problem, dass das uncool sein könnte, hat sich erledigt, wenn die Elterngeneration (nicht notwendigerweise die eigenen Eltern) als im Großen und Ganzen liberal wahrgenommen wird. Es ist somit der reinste Lehrerschreck und auch verdammt schick, noch konservativer zu sein als konservativ – „kronloyal“ ist ein fantastisches Wort.

Nun wäre es, wenn sich einer als konservativ bezeichnet, als Selbsteinschätzung legitim – zu sagen: „Meine Ansichten tendieren oftmals zum Hergebrachten.“ Wie man sich den Begriff jedoch auf die Fahnen schreiben kann, habe ich nie begriffen. Was sagt er eigentlich aus? Ich verstehe darunter die Grundhaltung, am Bestehenden festzuhalten. In meinen Augen versucht das, Faulheit in ein politisches Bekenntnis umzudeuten. Ein politisches Bekenntnis, das niemand braucht, weil Faulheit einschließlich Denkfaulheit und Lernfaulheit schon aufgrund der Knappheit von Energie und Zeit ohnehin eine Haupttriebfeder menschlichen Tuns und vor allem Lassens ist. So genannte Konservative sind in der Praxis meist treffender als Wirtschaftsliberale, Religiöse und/oder Autoritäre zu beschreiben. Das sind zeitlose Eigenschaften. Wer jedoch Faulheit, Abneigung gegen Änderungen und die menschliche Eigenart, die Douglas Adams so schön auf die Formel brachte, alles, was es gebe, wenn wir geboren würden, sei selbstverständlicher Teil der Welt, alles, was erfunden werde, bevor wir dreißig seien, sei aufregend und toll und wir könnten darin Karriere machen, und alles, was danach erfunden werde, verstoße gegen die natürliche Ordnung des Kosmos, so vollkommen und möglicherweise mit nach unten verschobener Altersgrenze zum gleichnamigen Starrsinn verkörpert, dessen Lieblingswort ist „bewährt“. So Prof. Dr. Ch. Meier, Hohenschäftlarn, in einem Essay für Beibehaltung und Wiedereinführung der „bewährten Rechtschreibung“, der übrigens auch sonst durch bemerkenswert schlechte Argumente heraussticht. „Bewährt“, das ist als Argument zugunsten des Älteren niemals haltbar. Wenn etwas bewährt ist, also seit langer Zeit erfolgreich im Einsatz, ist das ein Indikator für seine Qualität. Aber um das Alte und das Herausfordernde fair zu vergleichen, muss man die harten und objektiven Qualitäten beider in die Waagschalen legen, und ein Indikator ist ebensowenig eine harte und objektive Qualität wie ein Ruf oder ein Trend.

Web-Ikone

Was hat das Siegburger Café des Arts Google Maps gezahlt, um dort per Beispieladresse exklusiv beworben zu werden? Bemerkenswert: 1986 wurde ich am 1.5. um 1:51 Uhr etwa 300 m Luftlinie von dieser Adresse entfernt geboren. In der Nähe befindet sich außerdem eine Boutique, die in ihrem Namen einen hochgestellten Schrägstrich als (natürlich falschen) Apostroph verwendet.

Durchgestrichene Hakenkreuze

Am 8. März soll der Bundesgerichtshof entscheiden, ob es erlaubt ist, mit durchgestrichenen Hakenkreuzen gegen rechte Umtriebe zu protestieren. Baden-Württembergs Justizminister Goll meint, um Nazis zu bekämpfen, brauche man ja nicht deren Symbole, auch nicht, wenn diese als Anti-Symbole verfremdet worden sind (Stuttgarter Zeitung, heute). Dieses häufig gehörte Argument scheint mir irgendwie völlig an der Sache vorbeizugehen. Weder benutzen heutige Nazis (Neonazis) das Hakenkreuz öffentlich besonders häufig – das verhindert die (möglicherweise) sinnvolle Anwendung von § 86a StGB – noch ist das durchgestrichene Hakenkreuz primär als Kritik an den Original-Nazis zu verstehen. Zumindest ich verstehe den beliebten Button so: „Keinen Fußbreit den heutigen Rechtsradikalen“, denn dass es um die heutigen geht, impliziert die Verwendung als Button o.Ä., man protestiert in dieser Form ja nicht gegen Historisches, „denn“, und das ist nicht unbedingt selbstverständlich, „sie sind denen zuzuordnen, die hier vor 70 Jahren abertausende Fahnen mit diesem Symbol schwangen.“

Ohrwurm

Da hat man eine Stunde lang in was vom Feinsten reingehört, das bei Saturn unter Club Music zu finden ist, nämlich Deutsche Grammophon ReComposed By Jimi Tenor und Massive Attack, und was bleibt im Ohr hängen? Die als Musik getarnte flache Endlosschleife, die beim Gehen über die Lautsprecher lief.