Und ich hatte schon gedacht, auf Englisch würde sich niemand darüber aufregen. Anscheinend gibt es aber doch Leute, die das stört:
Der Mann im grünen T-Shirt hatte vorher wohl „the location where“ gesagt – eine unschöne Dopplung, weil sowohl in location als auch in where steckt, dass es um einen Ort geht. In dieselbe Kategorie gehören „the reason why“, „the time when“ und, etwas entfernter, „just because … doesn’t mean …“ wie in Homer Simpsons sehr schönem Sinnspruch „Just because I don’t care doesn’t mean I don’t understand.“ Ich wage mal zu behaupten, dass all diese Wendungen weit weiter verbreitet sind als ihre „richtigen“ Pendants „the reason for which“, „the time at which“ und „that … doesn’t mean“.
Und wenn Sprache logisch wäre, wäre ich arbeitslos.
Trotzdem tue ich hiermit kund, dass es mich im Deutschen zwiebelt, wenn es heißt „der Ort, wo“ statt „der Ort, an dem“, „die Zeit, als“ statt „die Zeit, zu der“ oder – am schlimmsten und verbreitetsten! – „der Grund, warum“ statt „der Grund, aus dem“. Schätze, ich schätze die Vielfalt und Willkür der von den einzelnen Substantiven regierten Präpositionen zu sehr.
Auch die because–mean-Dopplung hat ein unschönes Pendant (wenn auch kein Äquivalent) im Deutschen: „Nur weil es mir egal ist, heißt das noch lange nicht, dass ich es nicht verstehe.“ Dieser Satz könnte jetzt theoretisch als Leserkommentar folgen.
Also Schwabe bin ich natürlich Konstruktionen mit „wo“ gegenüber reichlich resistent. Aber keine Panik, auch wenn es noch nicht alle begriffen haben, so gibt es doch einen Unterschied zwischen Schriftsprache und Mündlichkeit.
„der Ort, wo Goethe kotzte“ finde ich als nicht-Schwabe eine Größenordnung besser als „der Eimer, wo Goethe hineingekotzt hat“ oder „das Schnitzel, wo Goethe gegessen hat“. Insgesamt finde ich [zeitliche] wo- und als- Adverbiale (und genauso nachdem und bevor: Die Zeit, bevor die Menschen die Erde bevölkerten) prinzipiell nicht störend.
„der Grund, warum“ finde auch ich etwas seltsam, obwohl es bei Google 5M mal vorkommt, also so selten nicht.
Den Vogel schießen aber m.E. unsere bayerischen Freunder vom „Nordbayerischen Kurier“ ab:
Und so, ist Pflaum überzeugt, „war für viele Besucher das Posthotel die Ausrede dafür, warum sie überhaupt noch zu den Festspielen kommen.“
http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/1282802/details_440.htm
„Das Schnitzel, wo“ geht irgendwie meiner Intuition nach nicht im Schwäbischen. Höchstens „Das Schnitzel, das wo“. Man sollte mal weitere Muttersprachler befragen.
Pingback: Einleitephrasen im Relativsatz | Texttheater
Danke für diesen Artikel! Ich gehöre zu den wenigen Exemplaren meines Umfeldes (oder von meinem Umfeld? ;) ), die noch „der Grund, aus dem“ sagen. Habe es zur Sicherheit mal gegoogelt (und bin dabei auf diese Seite gestoßen), weil es mir langsam suspekt wurde, dass ich diese Formulierung sonst nie zu hören kriege…
„Der Grund, warum“ empfinde ich auch als stilistisch grausig. Aber ist das nun mittlerweile offiziell „korrektes“ Deutsch, oder immer noch Proletenslang?
Definiere offiziell „korrektes“ Deutsch.
Ist es eine Wendung, die ein Deutschlehrer als fehlerhaft (Ausdruck) anstreichen würde, gilt das nur als „schlechterStil“ oder gar als korrektes „gutes“ Deutsch?
Ein Deutschlehrer würde wohl im Zweifel ein Nachschlagewerk wie Duden oder Wahrig hinzuziehen. Und siehe da, der Duden hat sogar ein Beispiel mit „der Grund, warum“:
http://www.duden.de/rechtschreibung/warum
Ich schätze, schlechte Karten für die, die die Wendung gerne für falsch erklärt sähen.
Dass sich die ausgefeilte Hochsprache immer dem Volksmund anpassen muss in diesem Land (siehe Genitiv-zu-Dativ-Vermurkserei) ist ganz sicher eine Schnappsidee. Aber nicht Deine, also vielen lieben Dank für die Auskunft…
Die ausgefeilte Hochsprache ist Angelegenheit der ausfeilenden Hochsprecher und muß nur das, was diese wollen.
Ist der Grund weshalb auch falsch?
Für der Grund, weshalb gilt genau dasselbe wie für der Grund, warum. Von falsch habe ich nichts gesagt.
ok danke