Archiv der Kategorie: Medien

Ich lobe Adobe

Der neue Adobe Reader hat eine sehr schöne und benutzerfreundliche Oberfläche. Es stört nur, dass das Hand-Werkzeug nicht standardmäßig in der Werkzeugleiste ist. Aber man kann es mit zwei Klicks aktivieren: Ein Rechtsklick auf die Werkzeugleiste zeigt sofort ein Kontextmenü mit allen Werkzeugen an. Sehr gut! Schön, dass es diese Version jetzt auch für Linux gibt. Und nicht nur das, die Installation mit der Debian-Paketverwaltung hat soeben im neuen Ubuntu hervorragend geklappt. Ich musste nicht mal Firefox neu starten, das Browser-Plugin war sofort aktiviert.

Mittwöchliche Einzeiler

Stellen Sie sich eine Sitcom vor, die in den Straßen und U-Bahn-Tunnels New Yorks spielt. Die Charaktere: JAP, Suit, Hobo, Hipster, Thug, Queer, Tourist und viele mehr. Das ist Overheard in New York, die vitalste und witzsprühendste mir bekannte Sprüchesammelseite. Dass sie zwanzigmal so viele Einträge hat und viel komischer ist als das Pendant für ganz Deutschland (immerhin zehnmal so viele Einwohner), liegt sicher nicht nur daran, dass New York viel dichter besiedelt ist und daher mehr Kontakt zwischen Sprücheklopfern und Spionen besteht.

Es liegt wahrscheinlich auch nicht allein an den states of mind der hochsexualisierten, der unfreundlichen, der hedonistischen, der plain crazy, der zynischen und der arroganten New Yorker, die zum Nährboden für vielfältige humoristische Topoi und Running Gags beitragen.

Nein, ich finde, die Qualität von OiNY besteht zu einem guten Teil auch aus dem redaktionellen Rahmen: Steht da ein mehrzeiliger Dialog mit einer Schlusspointe, wird in jedem Fall noch eine zweite Pointe draufgesetzt, und zwar immer in Form einer Überschrift, ob es nun ein Kommentar zum Dialog ist oder eine fiktive Fortsetzung. Das ist eine ganz schöne Leistung; sie lässt die Überschriften auf belauscht.de sehr brav und kläglich aussehen.

Es gibt Dialoge, bei denen es einem einfach die Sprache verschlägt. Das Finden einer lustigen Überschrift ist dann besonders schwierig und wird in Form eines Headline Contests an die Besucher weitergegeben. Die circa sieben besten Vorschläge werden dann veröffentlicht.

Sprüche, die jeweils nur in einer „einzeiligen“ Äußerung bestehen, werden aus irgendeinem Grunde mittwochs en gros veröffentlicht, und zwar thematisch gruppiert. Es gibt dann z.B. einen Eintrag für Hundesprüche, einen für Alkoholsprüche, einen für deviantes Sexualverhalten, einen für MySpace, einen für… you get the idea. Ich frage mich, ob die die Einzeiler per Hand aussortieren und gruppieren oder ob deren Server automatisch alle Einsendungen, die nur einen Doppelpunkt enthalten, tokenisiert, stemmt und mit Hilfe einer Ontologie einer Reihe von Begriffen zuordnet. Dann könnte die Redaktion jeden Mittwoch einfach gucken, welche Begriffe gerade genug Sprüche haben und daraus die Einträge basteln. Woher, wenn nicht von dieser Automatisierung, hätte sie die Zeit, sich für die Überschriften auch noch jeweils einen Satz zu dem Begriff zu überlegen, der das Wort Wednesday One-Liners enthält?

Wer jetzt OiNY-Leser werden will, dem sei dazu noch das Urban Dictionary ans Herz gelegt – ein Hilfsmittel, das einen bei Begriffen wie bimbette, get head oder sogar OiNY-Erfindungen wie wheelbo praktisch nie im Stich lässt.

Horde Groupware Webmail Edition webgehostet

Mit der Horde Groupware Webmail Edition kann man, wenn man ein IMAP-Mail-Konto hat, über eine Web-Schnittstelle von überall aus auf seine Mails zugreifen. Für Besitzer eigener Domains und zugehöriger E-Mail-Adressen bietet das gegenüber etwa Google Mail den Vorteil, diese Adressen als Absender-Adressen nutzen zu können und E-Mails dabei auch über den SMTP-Server zu verschicken, an den die Adressen ggf. per SPF gekettet sind.

Die Horde-Entwickler haben Leute im Blick, die wirklich über einen eigenen Server gebieten. Eine Installation bei einem Webhoster, bei dem man nur einen FTP-Zugang hat, ist nicht vorgesehen. Das wollte ich aber. Und es geht. Zum Glück beinhaltet mein Webhosting-Paket all die PHP-Erweiterungen, die Horde verlangt.

Für die Art von Installation, die mir gelungen ist, braucht man außer dem entfernten Webserver mit FTP-Zugang und einer Möglichkeit, MySQL zu verwalten (z.B. phpMyAdmin), auch noch eine lokal laufende MySQL-Datenbank, „gegen“ die man Horde erst mal vorkonfigurieren kann. Das geschieht nämlich mit Hilfe des Skripts scripts/setup.php, das man von der Kommandozeile aus ausführen muss. Man benötigt also auch eine lokale PHP-Installation mit Kommandozeileninterpreter. Die muss aber nicht all die von Horde geforderten Erweiterungen aufweisen.

Man lädt sich also Horde runter, geht in das Horde-Verzeichnis, tippt…

php scripts/setup.php

und sieht:

Configuration Menu
(0) Exit
(1) Configure database settings
(2) Create database or tables
(3) Configure administrator settings

Der Trick ist jetzt, diese Punkte in der Reihenfolge 1, 2, 1, 3, 0 abzuarbeiten. Also:

  1. (1) Die Datenbankeinstellungen für die lokale Datenbank vornehmen. Das UNIX-Socket, das man angeben muss, kann man bei entsprechend konfiguriertem PHP z.B. per phpinfo() herausfinden, dort ist es unter der Überschrift mysql aufgeführt.
  2. (2) Die von Horde benötigten Tabellen in der lokalen Datenbank erzeugen lassen.
  3. (1) Die Datenbankeinstellungen auf die für die Datenbank auf dem Zielserver benötigten Werte ändern. Wie man das UNIX-Socket herausfindet, siehe unter 1.
  4. (3) Den zum eigenen IMAP-Postfach gehörigen Benutzernamen als Administrator-Benutzernamen angeben.
  5. (0) Das Konfigurationsskript verlassen.
  6. Die unter 2 in der lokalen Datenbank erzeugten Tabellen exportieren und auf dem Zielserver importieren. Das geht z.B. mit phpMyAdmin.
  7. Das Horde-Verzeichnis mitsamt der unter 3 erzeugten config/conf.php auf den Zielserver hochladen.
  8. Von hier ab reicht die offizielle Horde-Installationsanleitung wieder.

Antifaschisten-Bashing

Ich kann mir nicht helfen, meine verehrte Zeit hat zur Zeit richtig Spaß daran, Leute zu bashen, die sich zumindest bemühen, etwas gegen Neonazis zu unternehmen. Das ist zwar böse, aber lustig:

Landauf, landab zittern die Neonazis schon vor Angst. NPD verboten? Hass verboten? Will also heißen also, Ausländer schlagen verboten? Derlei Aussichten erschüttern das Glatzenwesen bis in die Stiefelschäfte.
Jochen Bittner

„Wir müssen den Jugendlichen eine Bildung vermitteln, die ihnen vermittelt, dass die Demokratie die Gesellschaftsform ist, die ihnen die meisten Chancen bietet.“ Ein Satz wie in Knete gemeißelt. 350 gewalttätige, organisierte Neonazis gibt es nach übervorsichtiger Schätzung des Verfassungsschutzes im Harzkreis Halberstadt, Quedlinburg, Wernigerode. Deshalb verspricht vom Podium herab ein Politiker, dass die Strafverfolgung jetzt (jetzt!) intensiv betrieben werde. Dann kommt der Vorschlag, bis an die Grenzen des Rechtsstaates zu gehen. Dann wird NPD mit SPD verwechselt. Dann Jugendarbeit gefordert. Und dann ruft der Bürgermeister in seiner Verzweiflung den unsterblichen Satz: „Was die Rechten machen, müssen wir auch machen!“
Evelyn Finger

Superfeingeistig

Wenn ich mit wildfremden Menschen im Auto zwischen Rheinland und Schwaben unterwegs bin, peinigen mich Eins Live, Hitradio FFH, hr3, SWR3 und wie sie alle heißen. Einer dieser Sender hat eine Horoskop-Sendung, wo Hörer anrufen und sich von einer Astrologin den Fortgang persönlicher Probleme prophezeien lassen können. Die Voraussagen scheinen auf üblicher Küchenpsychologie zu basieren, die Argumente sind jedoch tatsächlich „Jupiter steht im dritten Haus“ usw. Als ich diese Sendung zum ersten und hoffentlich auch letzten Mal in meinem Leben hörte, rief eine Frau an, mit einem Automechaniker liiert. Sie begeisterte sich für Bücher, Musik und Theater, er nicht. Ob eine Beziehung gut gehen könne, formulierte der Moderator, wo der eine sich vor allem für Motoren interessiert und die andere „superfeingeistig“ ist? Das Wort gefällt mir sehr gut für eine, die Beziehungsratschläge in einer Horoskopsendung einholt. Es sagt doch alles, oder?

Server-Umzug mit MediaWiki

Seit März habe ich auf dem eigenen localhost eine MediaWiki-Installation gestylt, mit Inhalt gefüllt und mit Erweiterungen versehen (Spezialseiten und Parser-Hooks, teilweise selbst zusammengehackt). Jetzt ist das Wiki fast bereit für das Licht der Öffentlichkeit. Daher habe ich es jetzt auf meinen Webserver „migriert“. Davor hatte ich ein bisschen Angst gehabt, es ging aber ganz gut. Zum Glück sind die PHP-Konfigurationen auf beiden Servern ziemlich ähnlich. So war nur Folgendes zu tun:

  • Dateien hochladen
  • Einige aus Faulheit hartkodierte URLs im Style-Skript aktualisieren
  • Datenbank-Tabellen per phpMyAdmin exportieren und importieren – hier musste ich die Riesentabelle mw_text in zwei Teilen hochladen.
  • In LocalSettings.php den $wgScriptPath anpassen. Für das „Wurzelverzeichnis“ einer Domain ist das nicht etwa "/", sondern "".
  • MediaWiki unterstützt die Kommunikation mit der Datenbank in UTF8 bisher nur experimentell und optional. Die Inhalte von Wiki-Seiten werden binär, also als BLOBs gespeichert. Die Seitentitel dagegen werden UTF8-kodiert in Feldern gespeichert, die als latin1_bin gekennzeichnet sind. Das führt – aufgrund einer Fehlfunktion phpMyAdmins? – bei jedem Import/Export dazu, dass die Seitentitel um eine Stufe weiter hieroglyphisiert werden. Aus Menü wird Menü, beim nächsten mal würde daraus etwas mit vier komischen Zeichen, und so weiter. Zwei Lösungen habe ich ausprobiert:
    • Quickfix: Die experimentelle Unterstützung für kodierungsbewusste Kommunikation mit der Datenbank ausschalten (LocalSettings.php: $wgDBmysql5 = false), sodass MediaWiki die Zeichen selbst richtig rechnet. Funktionierte, war aber keine gute Idee, da ich die Unterstützung eigentlich eingeschaltet hatte, um in Erweiterungen UTF8-Strings ohne zeitraubendes Konvertieren aus meinen eigenen Tabellen holen und ausgeben zu können. Meine Erweiterungen produzierten jetzt UTF8-ungültige Strings und übergaben sie dem Parser, worauf dieser mit kommentarloser Arbeitsverweigerung reagierte. Ich habe sehr lange gebraucht, um herauszufinden, wieso meine Spezialseiten plötzlich leer waren. Also schnell wieder $wgDBmysql5 = true und…
    • …in Handarbeit alle Seiten mit Sonderzeichen im Titel „verschieben“. :-(

In der Hoffnung, dass diese Notizen mal jemandem helfen, der vor einer ähnlichen Aufgabe steht.

Mogelausdrücke (1)

In einem für Zeit-Verhältnisse nicht sehr gut geschriebenen Artikel stieß mir heute eine Verwendung des Wortes inzwischen auf, mehrfach kurz hintereinander. Zum Beispiel:

Inzwischen haben professionelle Betrüger das Netz als Einnahmequelle entdeckt.

Ich wittere einen typisch journalistischen Mogelausdruck, der im Zweifelsfall „seit zehn Jahren“ bedeuten kann, aber aktuelle Information suggeriert. Auf die Idee, den Missbrauch des Wortes zu bemängeln, komme ich natürlich nur, weil mir der ganze Artikel nicht mit der erforderlichen Ahnung geschrieben zu sein scheint. Andere Mogelausdrücke, die ich nicht mag, tauchen typischerweise in Unternehmens- und Amtskommunikation auf:

In diesem Fall müssen wir leider eine Bearbeitungsgebühr von 20 € erheben.

Die Installation dieser PHP-Erweiterung ist leider nicht möglich.

Was für ein Unfug – als ob die betreffenden Unternehmen da irgendwelchen Zwängen unterliegen würden! Die wollen die 20 €, um die Kundschaft zu konformerem Verhalten zu erziehen, bzw. sie wollen sich den Stress mit der Installation aus Sicherheits- oder Wirtschaftlichkeitserwägungen nicht machen.

Doch ich bin ein Pharisäer – viel länger ist die Liste der Mogelausdrücke, die ich selbst gerne benutze, wenn ich mich nicht festlegen will oder mehr suggerieren möchte, als ich beweisen kann. „Mal schauen, ob’s jemand merkt“, feixe ich und schreibe:

  • X stellt Y dar – ist X Y, kann X als Y benutzt werden, gibt sich X als Y aus oder wird X als Y wahrgenommen? Es gibt bestimmt noch mehr mögliche Interpretationen.
  • Der Doppelpunkt ist auch so ein Mogelausdruck: Er kann mit praktisch beliebiger Bedeutung gefüllt werden, von denn über daher und zum Beispiel bis hin zu außerdem. Er eignet sich vortrefflich, um kausale Beziehungen zu suggerieren, ohne sich festnageln zu lassen.
  • Es gibt Adverbien, die auf ähnliche Weise Sätze verbinden und die genaue Beziehung im Unklaren lassen. Namentlich kann namentlich vieles bedeuten, nämlich nämlich (denn), als ein Beispiel von vielen, als einziges Beispiel usw.
  • einstweilen ist ein etwas veraltetes und wenig bekanntes Wort, dem wahrscheinlich relativ wenige Menschen sofort anhören, dass sich der damit bezeichnete Zeitraum nach Gusto bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausdehnen lässt.
  • Wenn kein aber, nur o.Ä. folgt, ist das Wort eigentlich semantisch praktisch leer. Wenn etwas eigentlich so ist, dann ist es in aller Regel so, Punkt. Ein nützliches Zwischending zwischen eigentlich und fast ist das Mogelwort praktisch. Es ist nicht so bestimmt wie eigentlich, klingt aber auch nicht so einschränkend wie fast.

Family Guy

Am Anfang der Family-Guy-Folge Untitled Griffin Family History beleidigt Peter Griffin meinen Filmgeschmack, indem er The Butterfly Effect so furchtbar findet, dass er sich einen Panikraum baut, um sich vor dem Film zu verkriechen. Am Ende der Folge macht er es aber wieder gut, indem er – als letztes Geständnis vor dem scheinbar nahen Tode – seiner heftig protestierenden – „It’s just the perfect movie!“ – Familie gesteht, dass er Der Pate nie gemocht hat. Richtig so!