Archiv der Kategorie: Welt

Hässlich

Wir werden die Klimakatastrophe ja nur noch am Rande erleben, sagen sich Journalisten wie Hanno Rauterberg oder Ulf Poschardt, warum sollten wir also in unseren verbleibenden Jahrzehnten Windräder, Solaranlagen oder Energiesparlampen tolerieren, wo diese doch unseren ästhetischen Gewohnheiten gar nicht entsprechen? Mir bleibt die Spucke weg.

Interessant auch Poschardts Kontrast zwischen „fleißigen Eltern und Großeltern“, die uns Häuser vererbt haben, und… nun ja, der faulen und lasterhaften Bande von Grünen-Wähler/inne/n und Solaringenieur/inn/en, die zehn Stunden am Tag Latte Macchiato trinken und im Rest ihrer Zeit Pläne aushecken, wie man die Dächer dieser Häuser möglichst sinnfrei verschandeln kann.

Tip to the hat to Klaus Jarchow.

Darf man Facebook regulieren?

Julia Schramm von der datenschutzkritischen Spackeria und Konstantin von Notz von den Grünen sprechen in diesem Podcast über Datenschutz. Sie sind sich einig: Die deutschen Datenschutzgesetze müssen grundlegend überarbeitet werden, um der durch PCs, Smartphones und das Internet veränderten Realität gerecht zu werden.

Ein weiteres Schwerpunktthema ihres Gesprächs ist: Soll/darf der deutsche Staat Facebook stärker regulieren? So geil und lustig ich Datenschutzkritik auch finde, meiner Meinung nach wäre das nicht verwerflich und sogar stark von Facebook provoziert. Die elegantere Lösung fände ich jedoch, staatlicherseits einfach einen Batzen Geld in den Betrieb und das Promoten von Diaspora-Servern zu investieren, damit man mal eine echte, ISB-technisch weniger bedenkliche Alternative hätte.

Alternativen zum Bedingungslosen Grundeinkommen

Ich sympathisiere stark mit der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens. Die Idee mag nicht von heute auf morgen umsetzbar sein, aber sie gibt die einzig sinnvolle Richtung für die Zukunft des Sozialstaats vor, will mir scheinen. Denn welche Alternativen gibt es?

  1. Weiter wie bisher: Viel Arbeit und Geld für die Starken, Minimalversorgung und Demütigung für die Schwachen. Nachteile: Verelendung der Schwachen, Überwachungsbürokratie.
  2. BGE light: Grundeinkommen unter der Bedingung, dass man nicht mehr als X verdient, oder eine negative Einkommensteuer. Sonst keine Bedingungen, kein Druck, Arbeit zu finden. Nachteile: Überwachungsbürokratie, aber immerhin weniger davon. Halte ich insgesamt für die zweitbeste Lösung, zusätzlich hat sie den Charme, dass sie sich nicht so doll vom bestehenden System unterscheidet.
  3. „Gerechte“ Modelle: Kritiker/innen des BGE und verwandter Modelle finden, dass alles ganz „gerecht“ zugehen muss und dass es automatisch „ungerecht“ wäre, wenn jemand, der nicht zum materiellen Wohlstand der Gesellschaft beiträgt, daran teilhat. (Ich bin in beiden Punkten anderer Meinung.) Zwei Arten von Modellen stellen die „Gerechtigkeit“ in den Mittelpunkt:
    1. Rückkehr zur Selbstversorgerwirtschaft: Die Gesellschaft hat dann gar keinen materiellen Wohlstand, also kann auch niemand daran teilhaben. Nachteile: Sehr unrealistisch, Verelendung der Schwachen, sehr gefährlich für Kultur.
    2. Vollbeschäftigung: Alle arbeiten (außer denen, die nicht können), alle haben am gesellschaftlichen Wohlstand teil. Nachteil all dieser Modelle: Man braucht immer noch eine Definition davon, was „arbeiten können“ bedeutet, und eine Überwachungsbürokratie, die sie anwendet. Das Ziel „Arbeit für alle“ kann auf zwei grundsätzliche Weisen erreicht werden:
      1. Wenn zu wenig Arbeit da ist, mehr Arbeit schaffen. Nachteile: 1. Ist das sinnvoll? Ich hänge ja immer noch einem Fortschrittsbegriff an, der nicht nur höheren materiellen Wohlstand bei gleichem Arbeitseinsatz, sondern auch gleichen materiellen Wohlstand bei geringerem Arbeitseinsatz und mehr Freizeit als Erfolg anerkennt. Die begrenzten materiellen Ressourcen der Erde legen das auch nahe. 2. Es scheint ja selbst in unserem gegenwärtigen, das Ziel „Wachstum“ nicht hinterfragenden System nicht zu gelingen, Vollbeschäftigung zu erreichen.
      2. Die vorhandene Arbeit gerechter verteilen, d.h. Sozialismus. Eine Möglichkeit dazu ist, alle Tätigkeiten mit einem gleichen Stundenlohn zu versehen, dann kann man mehr oder weniger arbeiten, aber es können keine riesigen Unterschiede in der Bezahlung mehr entstehen. Es spricht viel für solche Modelle und das Egalitäre daran ist mir sehr sympathisch. Es spricht aber auch viel dagegen; was mich am meisten stört, ist, dass es sich ja im Grunde nur über ein Verbot jeglichen unternehmerischen Handelns durchsetzen ließe. Nachteile also: Überwachungsbürokratie, extreme Einschränkung der Freiheit.

Ungültig wählen — Piraten wählen

@markobr berichtet vom Kreiswahlausschuss Tübingen für die Landtagswahl in Baden-Württemberg, dass laut Leitfaden bzw. Interpretation des Kreiswahlleiters ein durchgestrichener Stimmzettel, bei dem der Strich einen Wahlvorschlag nicht getroffen hat, als Stimme für diesen Wahlvorschlag zähle. Ich finde das reichlich bizarr, und wäre der Tweet zwei Stunden später gekommen, ich würde es für einen Aprilscherz halten. Wofür drucken sie denn schließlich die Kreise auf die Stimmzettel? Die schöne Nachricht ist: Als unterste Partei auf dem Stimmzettel scheint die Piratenpartei am meisten von der merkwürdigen Regelung profitiert zu haben, gegenüber dem vorläufigen amtlichen Endergebnis sind im Wahlkreis Tübingen wohl 28 Stimmen dazugekommen. Bei der CDU (ganz oben auf dem Stimmzettel) immerhin fünf.

Deep Space Nine

Ja, Deep Space Nine ist, finde ich, die beste der sechs Star-Trek-Serien (nicht, dass ich mir von The Original Series, The Animated Series oder Enterprise je nennenswerte Teile angeguckt hätte, I like my future distant). In allen anderen steht ein Raumschiff im Mittelpunkt, und das bedeutet: Die Crew fliegt irgendwohin, findet ein Problem vor, löst es und fliegt weiter. Deep Space Nine aber ist eine Raumstation an einem strategisch und historisch sehr bedeutsamen Ort in der Galaxie und kann nicht wegfliegen vor der Gemengelage aus politischen und religiösen Konflikten, Bedrohungen und Kriegen, wirtschaftlichen Interessen und ständig wechselnden Allianzen, die das mit sich bringt. Benjamin Sisko und seine Crew müssen von der ersten bis zur letzten Staffel damit fertig werden, was die Serie auf einer ganz anderen Ebene interessant macht als die Abenteuer von Captains wie Picard und Janeway, die ich als Teenager bevorzugte.

Auch vom Produktionsdesign her hat Deep Space Nine den anderen Star-Trek-Serien viel voraus. Wir befinden uns nicht auf einem Sternenflottenschiff mit seinem glatten, funktionalen Ambiente, sondern auf einer Raumstation, die bajoranische Sklaven für Cardassianer gebaut haben, die es gerne dunkel, warm und zerklüftet mögen, aber mit einem ausgesprochen reichhaltigen Formenspiel. Die Konsolen, der Wandschmuck, die Panele, die Fenster, die Gänge, alles ist auf etwas bedrohliche, aber auch ausgesprochen ästhetische Weise verwinkelt und verspielt, jede auf der Station spielende Szene gibt den Augen Süßes. Nicht gegeizt wurde auch mit Makeup für die Aliens auf dem Promenadendeck, von denen viele sich wirklich durch mehr als ein paar kleine Wülste und Flecken im Gesicht von Menschen unterscheiden. Nicht zuletzt haben drei Ferengi und etliche Cardassianer wichtige Rollen, nicht gerade die unaufwändigsten Spezies für Maske und Schauspieler.

Der Barkeeper Quark und der Geheimdienstler/Schneider Garak sind es auch, die den hohen modischen Anspruch der Serie zuvörderst verkörpern. Mit ihren in Farbe und Schnitt sehr einfallsreichen zivilen Garderoben sind sie so recht was zum Hingucken. Und auch was die Sternenflottenuniformen betrifft, spielt Deep Space Nine eine löbliche Rolle, weil die Serie gleich zu Anfang die aus The Next Generation bekannten Bonbonfarben der Uniformrümpfe durch Tausch mit Schwarz an die Schulterpartie verbannt – und in einer späteren Staffel gar an die Unterhemden, deren etwas ins Fliederfarbene spielende Grau wiederum auf die Schulterpartie umzieht, die gleichzeitig senkrecht abgesteppt wurde. Die so verbesserte, nicht mehr ganz so pyjamahaft wirkende Uniform tauchte auch in neueren Star-Trek-Filmen und in Voyager auf.

Tugendterror

Die Ökospießer, so heißt es, schmücken sich zwar mit ökologischen Attributen wie penibler Mülltrennung, Biokost und Solardächern, wollen aber genau so wenig wie die anderen Spießer auf den luxuriösen Lebensstil verzichten, der das eigentliche Problem für die Umwelt und für die Gerechtigkeit zwischen den Völkern ist. An dem Vorwurf ist sicher viel dran, auch wenn das Bild vom Grünen-Wähler mit Porsche Cayenne nicht annähernd so typisch sein dürfte wie seine Beschwörer, darunter auch @prenzlbergmutti, glauben machen wollen. Aber was soll das Wort vom Tugendterror, das ich in letzter Zeit häufig lese? Kriegt man in grünen Vierteln etwa ausgeweidete Katzen an die Haustüre genagelt oder mit Blut an die Fenster geschrieben, wenn man bei Aldi einkauft oder Atomstrom bezieht? Oder ist das Wort in der Nachfolge von Gutmensch nur ein Schimpfwort für die blöden Nachbarn? Aus Groll daraus, dass die es wenigstens schaffen, ein bisschen ökologisch verträglicher zu leben, während man selbst immer noch fünfmal in der Woche Fleisch isst und viel fliegt?

Ezri Dax

I’m a huge fan of Ezri Dax because she is the only character in Star Trek: Deep Space Nine who consistently stands up to Klingon crap. Observe:

EZRI: Stop it.
WORF: A Klingon would rather die than be held captive!
EZRI: What are you going to do? Kill yourself and leave me here alone?
WORF: This is no time for your jokes!
EZRI: It’s no time for Klingon chest-thumping either.
(’Til Death Us Do Part)

WORF: Now, tell me what you think.
EZRI: Okay. But I’m not sure you’re going to like it.
WORF: Tell me.
EZRI: I think that the situation with Gowron is a symptom of a bigger problem. The Klingon Empire is dying. And I think it deserves to die.
WORF: You are right. I do not like it.
EZRI: Don’t get me wrong, I’m very touched that you still consider me to be a member of the House of Martok, but I tend to look at the Empire with a little more scepticism than Curzon or Jadzia did. I see a society that is in deep denial about itself. We’re talking about a warrior culture that prides itself on maintaining centuries old traditions of honour and integrity, but in reality it’s willing to accept corruption at the highest levels.
WORF: You are overstating your case.
EZRI: Am I? Who was the last leader of the High Council that you respected? Has there even been one? And how many times have you had to cover up the crimes of Klingon leaders because you were told it was for the good of the Empire? I know this sounds harsh, but the truth is, you have been willing to accept a government that you know is corrupt. Gowron’s just the latest example. Worf, you are the most honourable and decent man I’ve ever met, and if you’re willing to tolerate men like Gowron, then what hope is there for the Empire?
(Tacking into the Wind)

Also, she hates gagh.

Mettre de la diversité

„C’était beau. Vert, blanc. Ordonné. On sentait l’organisation. Ils avaient tout fait pour qu’on soit bien, ils s’étaient demandé: qu’est-ce qu’il faut mettre pour qu’ils soient bien? et ils l’avaient mis. Ils avaient même mis de la diversité: quatre grandes tours, pour varier le paysage; ils avaient fait des petites collines, des accidents de terrain, pour que ce ne soit pas monotone; il n’y avait pas deux chalets pareils; ils avaient pensé à tout, pour ainsi dire on voyait leurs pensées, là, posées, avec la bonne volonté, le désir de bien faire, les efforts, le soin, l’application, l’intelligence, jusque dans les plus petits détails. Ils devaient être rudement fiers ceux qui avaient fait ça.“

 
Die Paradoxie, die Christiane Rochefort (Les Petits Enfants du siècle, Reclam 1991, S. 124) mit feiner Ironie hinter diesen schönen Worten versteckt hat, hat mich schon fasziniert, als der Absatz einmal auf einem kopierten Blatt bei uns im Französischunterricht auftauchte.

„Ils avaient même mis de la diversité“: Vielfalt als eine Einrichtung, die von beflissenen Städtebauern einer Siedlung hinzugefügt werden kann wie Fahrradständer oder Hauseingangsbeleuchtungen. Heute erinnert mich das an das Französische Viertel und das Loretto-Areal in Tübingen. Die herbeigeschaffte Vielfalt nimmt hier die Form verschiedener Farben und Formen an, die die Fassaden der Fertighäuserblöcke schmücken. Es ist wirklich ganz hübsch. Aber mit gewachsener Vielfalt kann es nicht konkurrieren.

Es ist aber bestimmt wesentlich angenehmer als die Großwohnsiedlung Sarcelles, die Rocheforts Erzählerin beschreibt. Wo die gut gemeinte städtebauliche Theorie, „leurs pensées, là, posées, avec la bonne volonté, le désir de bien faire, les efforts, le soin, l’application, l’intelligence“ der stolzen Technokraten in der Praxis fürchterlich schiefgeht. „Ethel riait“, heißt es ein paar Absätze weiter, „Je ne comprends pas ce qui te rend triste; si c’est beau comme tu dis. Oui c’est beau. Alors? Qu’est-ce que tu veux? – Désordre et ténèbres.“

Geistiges Eigentum

Ich kann es nur immer wieder betonen: Eigentum hat mir Geistigem Eigentum nichts zu tun außer dem Namen. Der Begriff Geistiges Eigentum begann sein Leben als eine schiefe Metapher und ist jetzt ein feststehender Begriff. Ärgerlicherweise wird immer wieder so getan, als wäre Geistiges Eigentum Eigentum, und zwar sowohl von gewissen Konservativen, um Geistiges Eigentum zu stärken, als auch von gewissen Kommunisten (oder ist das Satire?), um es zu schwächen. Man sollte sie alle den zweiten Satz dieses Artikels tausendmal schreiben lassen.