Lieblingswörter (10)

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Satan ist ein wunderbares Wort fürs Gemüt, denn es wirkt direkt aufs Zwerchfell. Das hat vermutlich etwas mit Tabus zu tun. Sein Effekt kommt zum Beispiel zum Tragen, wenn Max Goldt sich Begründungen für Benjamin von Stuckrad-Barres Marburger Rotweinwurf ausdenkt: «Satan hat mir befohlen, den ‹Kollegen Goldt› zu töten.» Oder wenn Gernot Hassknecht sich über Stromkonzerne aufregt: «Statt ihrem Gott, also Satan, auf Knien zu danken, dass sie noch nicht enteignet wurden, erfinden die Typen jetzt kackdreist drohende Blackouts.»

Kann eins also mit gekonnter Benutzung dieses Wortes angenehme Gemütszustände hervorrufen, so kann eins dies auch tun, indem es Gemütszuständen mit den richtigen Wörtern Ausdruck verleiht. Wenn eins etwa anmeldet, auf etwas erpicht zu sein, zugibt, angesichts einer Nachricht frohlockt zu haben, oder etwas grässlich zu finden, wenn eins ankündigt, Dinge, die einen stören, unnachsichtig wegjäten zu wollen, oder wenn eins, etwa im Studienstress und übernächtigt, gefragt, was es da mache, schlicht antwortet: „Übersprungshandlung.“ Ist doch eine anarchische Draufseiweise noch viel schöner, wenn eins sie mit einem schön bildhaften Fachterminus selbstanalysierend garnieren kann.

Sehr gern verwende ich auch das Wort Mußestunde, das seine Vokale so schön wiederholt und dadurch Ruhe ausdrückt (zu Muße siehe Lieblingswörter (2)).

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